aCar mobility

Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern

Das Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit den Mobilitätsbedürfnissen in ländlichen Gebieten von Sub-Sahara-Afrika in den Jahren 2020 bis 2030. Das übergeordnete Ziel ist es, ein schlüssiges Fahrzeugkonzept zu entwickeln und damit auf die Probleme der ländlichen Bevölkerung hinsichtlich der Mobilität von Personen und Waren einzugehen. Das Fahrzeug wird mit modular integrierbarer, digitaler Technik einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung, zu Bildung und Informationen in den abgelegenen Gebieten ermöglichen.

Mobilität gehört zu unserem täglichen Leben. Wir transportieren große Lasten, pendeln zur Arbeit und fliegen im Urlaub in ein fernes Land. Für viele Menschen in Afrika ist der Zugang zu Fahrzeugen dagegen nicht selbstverständlich. Für Bauern, die weit von den urbanen Zentren entfernt leben, bedeutet das, dass sie keinen direkten Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung und zum politischen Geschehen haben. Um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, sind sie auf Transportunternehmen angewiesen, die ihre Erzeugnisse zum Verkauf in die nächste Stadt fahren. Viele Menschen verlassen daher die ländliche Umgebung, weil sie in der Stadt auf bessere Lebensbedingungen hoffen. „Wir haben mit dem aCar ein Mobilitätskonzept entwickelt, das diese Probleme lösen kann“, erklärt Prof. Markus Lienkamp, Leiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik an der TUM. „Es handelt sich um ein Fahrzeug, das sich die Menschen dort finanziell leisten können, es ist geländegängig und kann große Lasten transportieren. Der modulare Aufbau erlaubt außerdem noch weitere Nutzungen wie zum Beispiel Wasseraufbereitung.“ Gemeinsam mit Bayern Innovativ initiierte die TUM 2013 das Projekt „aCar mobility - Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern“, um ein Fahrzeug zu konzipieren, das genau auf die Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara zugeschnitten ist. Die Förderung erfolgte seit 2015 über die Bayerische Forschungsstiftung.


Das Konzept - Ein Fahrzeug, viele Anforderungen

Der Hauptzweck des Fahrzeuges ist der Transport von Personen und Gütern, wobei es eine Gesamtlast von einer Tonne transportieren kann. Für die Straßen in Afrika, die größtenteils nicht asphaltiert sind, ist Allradantrieb Pflicht. Ein Elektroantrieb ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch technisch die bessere Lösung, da er wartungsarm ist und sein volles Drehmoment direkt beim Anfahren entfalten kann. Die Batterie bietet zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten wie zum Beispiel als Energiequelle oder zur Nutzung leistungsstarker Verbraucher, wie etwa einer Seilwinde. Hierfür wurden bereits unterschiedliche Aufbauten für die Ladefläche konzipiert, die modular verwendet werden können. Mithilfe weiterer Module kann sich das Auto unter anderem in eine mobile Arztpraxis oder eine Wasseraufbereitungsstation verwandeln. Die Batteriekapazität von 20 kWh ermöglicht eine elektrische Reichweite von 80 Kilometern. Sie kann an einer normalen Haushaltssteckdose mit 220 Volt innerhalb von 7 Stunden vollständig geladen werden. Solarmodule, die auf dem Dach des Fahrzeugs angebracht sind, liefern ebenfalls Energie für die Batterie und erhöhen die Reichweite. Solarplanen, die optional erhältlich sind, können noch deutlich mehr Solarenergie zum Laden der Batterie erzeugen. Hightech-Komponenten wie die Batterie und die Elektromotoren müssen am Anfang importiert werden. Jedoch sollen möglichst viele Komponenten des aCar vor Ort gefertigt werden, lokale Wertschöpfungsketten zu etablieren und damit die Wirtschaft zu stärken. Der Preis für das Basis-Fahrzeug in Afrika soll langfristig unter 10.000 Euro liegen.


Erster Prototyp - Erprobung und Nutzerstudien

Der Mai 2016 fertiggestellte, erste Prototyp wurde zunächst in Deutschland erprobt. Um herauszufinden, ob das Auto auch vor Ort allen Ansprüchen genügt, wurde anschließend in Ghana die Technik und das Konzept unter lokalen Bedingungen geprüft. Ebenso wurden die Konzepteigenschaten von aCar durch Nutzeruntersuchungen bei der Handhabung in verschiedenen Einsatzszenarios überprüft und bestätigt.

 

Modellfabrik für die ersten Fahrzeuge

Damit die Idee vom aCar keine Idee bleibt, wurde mit Unterstützung der Gründungsförderung des Lehrstuhls für Industrial Design die Firma EVUM Motors gegründet. In einer Modellfabrik sollen die ersten Fahrzeuge in Europa gefertigt werden. Bevor das Auto in Afrika produziert werden kann, müssen noch die technischen Abläufe verfeinert werden, um anschließend Menschen aus den Partnerregionen in Afrika schulen zu können, die wiederum ihr Wissen vor Ort weitergeben.

Das aCar ist ein Elektronutzfahrzeug mit Allradantrieb. Mit diesen Spezifikationen ist es nicht nur für den Einsatzort Afrika bestens gerüstet. So könnte das emissionsfreie Fahrzeug etwa in städtischen Betrieben zu Transportzwecken, bei der Pflege von Grünanlagen oder auch für die Bewirtschaftung von Almen und Weingütern eingesetzt werden. Im Vergleich zur Konkurrenz ist das rein elektrische aCar wesentlich günstiger und verfügt außerdem über modernste Batterie- und Antriebsstrangtechnologie.


Technische Daten

Leistung: 2 x 8 Kilowatt; elektrische Reichweite: 80 Kilometer; Zulassungsklasse L7e; Spannungslevel: 48 Volt; Batteriekapazität: 20 kWh; Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h; Leergewicht 800 kg; Zuladung 1000 kg; Länge 3.7 m; Breite 1.5 m; Höhe 2.1 m; Sitzplätze 2


Über das Projekt

An dem Projekt „aCar mobility - Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern“, das von der Bayerischen Forschungsstiftung gefördert wird, sind von Seite der TUM neben dem Lehrstuhl für Industrial Design die Lehrstühle für Fahrzeugtechnik, Umformtechnik und Gießereiwesen, sowie Strategie und Organisation beteiligt.
Wissenschaftliche Kooperationspartner sind die Hochschule Rosenheim und die Universität Bayreuth.
Außerdem beteiligten sich sieben Industriepartner an dem Projekt: African Health & Agricultural Foundation, Teleclinic GmbH, DRÄXLMAIER Group, Hirschvogel Automotive Group, McKinsey & Company Inc., Otto SPANNER GmbH und Schnupp GmbH & Co. Hydraulik KG.
Das Konzept des Fahrzeuges wurde gemeinsam mit wissenschaftlichen Partnern in Nigeria, Ghana, Kenia und Tansania entwickelt, der Federal University of Technology, Owerri (FUTO) Nigeria, der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) Ghana, der Dedan Kimathi University of Technology (DeKUT) Kenia und der St. Augustine University of Tanzania (SAUT) Tansania.
Liste aller Unterstützer


Pressematerial

www.tum.de/pressematerial-acar-mobility


Projektseite

aCar mobility

 

Projektleitung Lehrstuhl für Industrial Design, Produktentwicklung:
Prof. Fritz Frenkler, Simon Rauchbart, Wotan Wilden

Design, Interieur und Exterieur Entwicklung:
Danqing Huang, Simon Nicklas, Simon Rauchbart, Wotan Wilden