EIQSL - Externe Qualitätssicherung von Studium und Lehre durch Akkreditierung und Evaluation

Projektbeschreibung  

Dass Verfahren der externen und internen Qualitätssicherung von Studium und Lehre in Deutschland ebenso vielfältig wie kontrovers diskutiert werden, liegt u. a. an geringen Erkenntnissen über den Zusammenhang von externer und interner Qualitätssicherung in Verbindung zu Steuerung und Qualität von Studium und Lehre. Zwar werden Studiengänge seit über 14 Jahren und Hochschulen seit etwa vier Jahren akkreditiert und beides schon viel länger evaluiert, dennoch existiert wenig bis kein wissenschaftlich gesichertes Wissen zu den Innovationen, welche die Qualitätssicherung von Studium und Lehre hervorbringt: weder bezüglich der Qualität noch bezüglich der hochschulinternen und -externen Steuerung von Studium und Lehre.

Im INCHER-Projekt werden mit Akkreditierung (Programm- und Systemakkreditierung) und Evaluation (Studiengangevaluation und institutionellen Audits/Hochschulevaluationen) die gängigsten Verfahren der externen Qualitätssicherung von Studium und Lehre untersucht. Darüber hinaus werden studiengang- und organisationsbezogene Verfahren der internen Qualitätssicherung sowie deren Steuerungsmechanismen untersucht.

Die Untersuchung sucht folgende Forschungsfragen zu beantworten:

  • Haben Qualitätssicherungsverfahren nur dann Effekte und Steuerungswirkung, wenn sie von den Akteuren als legitim wahrgenommen werden?
  • Zwingen detaillierte, explizite Verfahrensstandards und -richtlinien Hochschulen zur Anpassung und hindern sie an der Benennung eigener Qualitätssicherungsziele und ‑gegenstände? Und erlauben dagegen weniger detaillierte, explizite Verfahrensstandards und -richtlinien an den Hochschulen die Benennung eigener Gegenstände und Ziele der Qualitätssicherung?
  • Gleichen sich die Verfahren der externen und der internen Qualitätssicherung im Zeitverlauf an?
  • Verändern die Verfahren der externen Qualitätssicherung die Steuerung von Lehre und Studium innerhalb der Organisation Hochschule?
  • Wird das obere und mittlere Management (Hochschul- und Fachbereichsleitungen) – aufgrund der neuen Steuerungsinstrumente in der Qualitätssicherung – durch die Gestaltung von externen und internen Verfahren gestärkt?
  • Bringen die beteiligten Akteure je nach Rolle und Identität unterschiedliche Vorstellungen zu Qualität von Lehre und Studium und deren Qualitätsbewertung in die Verfahren ein und unterscheidet sich dadurch die Legitimität der Verfahren?
  • Sind Akkreditierungs- und Evaluationsagenturen durch die Hoheit über die Verfahren und den Stellenwert von zertifizierter Qualität im global vernetzten Hochschulwesen machtvolle Akteure in einem heterogenen Hochschulsystem?
  • Wie stark wird die Rolle des Akkreditierungsrats, der eine wichtige Kontrollfunktion für die Akkreditierungsverfahren hat, durch die detaillierten, expliziten Kriterien auf formale Mängel bei Verfahren beschränkt?

Mit der systematischen Untersuchung der internen und externen Qualitätssicherung betritt das Projekt Forschungsneuland für Deutschland. Die Untersuchung zielt auf grundlegenden Erkenntnisgewinn zu und eine feldbezogene Weiterentwicklung der Verfahren, und trägt damit auch zur Versachlichung der Kontroverse um Qualitätssicherung bei. In den Fokus wird damit die soziale Ökologie der Verfahren (Luhmanns Theorie des Verfahrens und soziologischer Neo-Institutionalismus) genommen, d. h. die gesamte Bandbreite unterschiedlicher Verfahren, deren Umweltlegitimation und deren Einbettung in die Hochschulen (öffentliche Universitäten und Fachhochschulen) untersucht, wodurch der Zusammenhang von externer Qualitätssicherung und interner Steuerung sowie zwischen interner Steuerung und der Qualität von Studium und Lehre rekonstruiert werden kann. Des Weiteren kann durch die Untersuchung von Wechselwirkungen von hochschulexternen und -internen Akteuren sowie den möglichen kontextabhängigen Wechselwirkungen und Zusammenhängen von Qualität und Legitimation den intendierten und nicht-intendierten Effekten von Qualitätssicherungsverfahren nachgegangen werden – sowohl bei den Verfahren als auch bei deren Wechselwirkungen.

Zentraler theoretischer Baustein ist die Legitimation der Verfahren, d. h. es wird untersucht, wer an den Verfahren beteiligt ist, wann Verfahren von den beteiligten Akteuren als legitim wahrgenommen werden, wie die Akteure die Verfahren gestalten und inwiefern Verfahren  auch im Hochschulkontext insgesamt als legitim akzeptiert werden.

In der Untersuchung werden verschiedene Methoden zur Anwendung kommen: Dokumentenanalysen, Fallstudien, Einzel- und Gruppeninterviews, Gruppendiskussionen, standardisierte Befragungen und teilnehmende Beobachtungen. Folgende Akteure werden untersucht: Akkreditierungsrat, Akkreditierungsagenturen, Hochschulen (Hochschulleitung, Professor(inn)en, Mitarbeiter(innen) der zentralen und dezentralen Qualitätssicherung, Studierende), Gutachterpool von Akkreditierungsagenturen und Akkreditierungsrat, Hochschulpolitik und Stakeholder.

Ziele des Projekts  

Untersuchung der Zusammenhänge basierend auf drei miteinander verknüpften Forschungsfragen:

  1. Stellt sich die Legitimation der unterschiedlichen Verfahren aus Sicht der beteiligten Akteure höchst unterschiedlich dar?
  2. Sind die oft implizit bleibenden Qualitätsverständnisse der Akteure sehr heterogen und stehen oft konflikthaft zueinander?
  3. Sind Verfahren der externen Qualitätssicherung vor allem dann wirksam, wenn sie mit Verfahren der internen Qualitätssicherung verbunden sind?

Projektdaten

Laufzeit: 1. Dezember 2013 – 31. Mai 2017  
Förderkennzeichen: 01PY13017

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Link zur Projektbeschreibung auf der BMBF-Website

Projektleitung  

Prof. Dr. Georg Krücken, International Centre for Higher Education Research (INCHER-Kassel)
Christian Schneijderberg, International Centre for Higher Education Research (INCHER-Kassel)

Mitarbeiter/innen  

Janosch Baumann, International Centre for Higher Education Research (INCHER-Kassel)
Dr. Isabel Steinhardt, International Centre for Higher Education Research (INCHER-Kassel)
Nadin Fromm, International Centre for Higher Education Research (INCHER-Kassel) (ausgeschieden)

Kontakt

Christian Schneijderberg
International Centre for Higher Education Research, Universität Kassel
Moenchebergstr. 17, D-34109 Kassel
E-Mail: schneijderberg@incher.uni-kassel.de
Telefon: 0561/804 2491