Herzlich willkommen auf der Informationsseite des Symposiums
„Governance, Performance & Leadership of Research and Public Organizations“
Das Symposium fand am 15.–16.07.2015 in der Bayerische Akademie der Wissenschaften in München statt.
„Die Förderung der wissenschaftlichen Forschung birgt wohl die größte Chance unter allen Investitionen der Menschheit in ihre Zukunft“ (Quack, 2012, S. 730)
Forschungs- und andere öffentliche Organisationen werden durch New Public Management vor große Herausforderungen gestellt (Welpe, Wollersheim, Ringelhan & Osterloh, 2015). Ziel von New Public Management ist es, eine möglichst hohe Transparenz mit Blick auf die Leistung und Steuerung öffentlicher Organisationen zu schaffen und den Wettbewerb zwischen öffentlichen Organisationen zu stärken. Eine Leistungsbewertung erscheint aus verschiedenen Gründen wünschenswert: Erstens stellt die Einführung möglichst objektiver Kriterien zur Leistungsbewertung eine Voraussetzung dar, um Vergleiche ziehen und Leistungsdifferenzen aufdecken zu können. Zweitens haben Steuerzahler Interesse an einer gewissen Leistungskontrolle. Drittens liefern Daten zur Leistungsbewertung wertvolle Informationen, die als Grundlage zur Steuerung durch die Politik dienen können.
Allerdings wird die unreflektierte Übertragung von Steuerungs-, Leistungsmessungs- und Führungsansätzen von privaten, gewinnorientierten Unternehmen auf öffentliche, wissensintensive Organisationen ohne Gewinnauftrag zunehmend kritisch diskutiert, da sich öffentliche Organisationen in entscheidenden Aspekten von privatwirtschaftlichen Organisationen unterscheiden: Als oberstes Unternehmensziel wird statt Gewinnmaximierung die Maximierung von Bildung und Erkenntnis (Forschungsorganisationen), Gesundheitserhaltung oder -wiederherstellung (Gesundheitsorganisationen), oder ein politisch neutraler Grundversorgungsauftrag hinsichtlich Information, Bildung und Unterhaltung (öffentlich-rechtlicher Rundfunk) angestrebt. Zudem sind die Voraussetzungen eines funktionierenden Marktwettbewerbs für Forschungs- und andere öffentliche Organisationen oftmals nicht gegeben. So wird im Universitätskontext beispielsweise die Anzahl an Publikationen in hochrangigen Fachzeitschriften gezählt, was eine Bewertung durch externe Kontrollinstanzen ermöglicht, die nicht über ein ausreichendes Wissen verfügen, um die Leistung inhaltlich zu bewerten (Osterloh, Wollersheim, Ringelhan & Welpe, 2015; Kieser, 2010). Dies kann aufgrund der Transparenz positive Folgen haben, wie zum Beispiel eine bessere Sichtbarkeit von Forschungsleistung, eine größere Förderungsbereitschaft (Osterloh, Wollersheim, Ringelhan & Welpe, 2015) oder eine zunehmende Autonomie gegenüber Regulierungen durch den Staat (Hicks, 2012; Lange 2008; Wissenschaftsrat 2011). Anstelle der Selbstkontrolle des Systems mittels Bewertungen durch Fachkollegen (Osterloh, 2010) tritt jedoch eine bürokratische Kontrolle durch Fachfremde.
Diese und andere Aspekte von New Public Management haben Auswirkungen auf die Governance, die Leistungsmessung und Führung von Forschungs- und anderen öffentlichen Organisationen, welche wir im Rahmen dieses Symposiums diskutieren wollen. Das Ziel der Tagung ist es, nutzbares und wissenschaftlich begründetes, aktuelles Wissen zu Themen der Hochschulsteuerung, der Leistungsmessung und der Führung von Forschungs- und öffentlichen Organisationen zusammenzuführen sowie Möglichkeiten der Nutzbarmachung dieser Aspekte durch Politik und Wissenschaftsmanager/Wissenschaftsmanagerinnen aufzuzeigen.
Die Tagung wird gemeinsam durch das Bayerische Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (http://www.ihf.bayern.de/) (Prof. Dr. Isabell Welpe, Dr. Lydia Hartwig) und die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Nachwuchsgruppe „FAceS“ (PD Dr. Jutta Wollersheim) veranstaltet.
Hicks, D. (2012). Performance-based university research funding systems. Research Policy, 41 (2), 251-261. doi: 10.1016/j. respol.2011.09.007
Kieser, A. (2010). Unternehmen Wissenschaft? Leviathan, 38 (3), 347-367.
Lange, S. (2008). New Public Management und die Governance der Universitäten. Zeitschrift für Public Policy, Recht und Management, 1 (1), 235-248.
Osterloh, M. (2010). Governance by numbers. Does it really work in research? Analyse und Kritik, 32 (2), 267-283.
Osterloh, M., Wollersheim, J., Ringelhan, S. & Welpe,I. (2015). Preface. In I. M. Welpe, J. Wollersheim, S. Ringelhan & M. Osterloh (Eds.), Incentives and performance: Governance of research organizations (pp. v–xxii). Cham et al.: Springer International Publishing.
Welpe, I. M., Wollersheim, J., Ringelhan, S., & Osterloh, M. (Eds.) (2015). Incentives and performance: Governance of research organizations. Cham et al.: Springer International Publishing.
Wissenschaftsrat (2011). Empfehlungen zur Bewertung und Steuerung von Forschungsleistung. Halle.