Technik und Gesellschaft / Formate und Methoden der Partizipation SS 17

Lehrende

Modul

Termin

Seminar

Christoph Schneider, Caludia Mendes Bernhard

Technik und Gesellschaft

Montags, 11:30 - 13:00 Uhr

3 ECTS

Verändern Smartphones unsere Kommunikation? Wird die Energieversorgung nachhaltig, weil es erneuerbare Energien gibt? Werden Roboter fast alle Arbeitstätigkeiten ersetzen? Wie ist das eigentlich mit Technik und Gesellschaft? Bestimmt Technik die Entwicklungen in und Veränderungen von Gesellschaften? Wer oder was bestimmt eigentlich die Technik? Wie kann „die Gesellschaft“ eigentlich ihre Technik mitgestalten? Soll man diese beiden Dinge überhaupt zusammen denken; ist Technik nicht etwas „außerhalb“ der Gesellschaft und den sozialen Beziehungen zwischen Menschen? Obwohl wir mittlerweile in hochtechnisierten Gesellschaften leben, in denen etwa die Elektrizität oder das Internet nicht mehr wegzudenken sind, sind die Zusammenhänge, die sich aus dem Wechselspiel technischer und gesellschaftlicher Veränderungen ergeben oft nicht leicht zu durchdringen. In dieser Veranstaltung werden wir uns in vier Teilen den Zusammenhängen zwischen Technik und Gesellschaft aus der sozialwissenschaftlichen Brille der sogenannten „Science and Technology Studies“ (STS) zuwenden. Im ersten Teil der Veranstaltung schauen wir in die Geschichte der modernen Gesellschaft und beleuchten Veränderungsprozesse wie etwa die industrielle Revolution oder die Durchsetzung des Automobils. Ohne grundlegenden gesellschaftlichen Wandel wäre beides nicht geschehen. Dabei werden wir auch hinterfragen, was eigentlich gemeint ist, wenn wir von „Technik“ oder von „Gesellschaft“ sprechen. Im zweiten Teil nehmen wir anhand ausgewählter Studien und Beispiele die Blickrichtung auf Technik und Gesellschaft der Science and Technology Studies ein. Der dritte Teil der Veranstaltung richtet den Blick in die Zukunft, insbesondere auf durch neue Technologien geprägte Zukunftsvorstellungen und den damit einhergehenden Kontroversen um Innovationsprozesse. Sollten wir Big Data statt der Politik vertrauen? Was macht eine Smart City aus? Könnten wir mit neuer Technik, z.B. 3D-Druckern, ganz anders wirtschaften? Die Veranstaltung endet mit Partizipationsworkshops, in denen die Studierenden durch Rollenspiele nachvollziehen, wie unterschiedliche gesellschaftliche Akteure versuchen, auf technische und gesellschaftliche Entwicklungen Einfluss zu nehmen, um eine „Smart City“ zu gestalten. Auf unterschiedliche Weise und durch einen Mix an Lehrformaten werden wir so entdeckt haben, dass „Technik“ Teil von „Gesellschaft“ ist und umgekehrt.
Die Studierenden verstehen, dass es komplexe Wechselwirkungen zwischen gesellschaflichem und technischem Wandel gibt. Sie können auf Technik bezogene gesellschaftliche Diskurse erkennen und das in ihnen zum Ausdruck gebrachte Verhältnis zwischen Technik und Gesellschaft mit theoretischen Konzepten der Lehrveranstaltung analysieren und hinterfragen; etwa in Themenbereichen wie industriellem Wandel oder Digitalisierung. Die Studierenden können sich im Bereich der partizipativen Technikgestaltung orientieren und selbst Vorschläge machen, wie konkrete Beispiele von Technikgestaltung stärker partizipativ ausgerichtet werden könnten.
Vortrag, Medienrecherchen, schriftliches Verfassen von Analysen, Gruppenarbeiten. In dem Vorlesungsteil der Veranstaltung ermöglichen die Vorträge des Dozierenden Einblick in und Erläuterung sozialwissenschaftlicher Perspektiven auf Technik anhand konkreter empirischer Beispiele. Die Studierenden werden durch kurze Übungen an die Einnahme dieser Perspektiven herangeführt. Der Partizipationsworkshop im Rahmen der Veranstaltung ermöglicht den Studierenden, in fiktive Rollen von Technikgestaltenden oder -betroffenen zu treten und eine orientierende Kenntnis zu Partizipationsformaten zu erwerben.
Übung
Zum Ende der Vorlesung "Technik und Gesellschaft" finden die Workshops zum Thema Partizipation statt. In kleineren Gruppen setzen wir uns hier mit Konzepten, Formaten und Methoden der Partizipation auseinander: Welche Rolle können unterschiedliche gesellschaftliche Akteure in der Technikentwicklung einnehmen? Was für Beteiligungsformate gibt es und wozu dienen sie? Anhand der im Seminar angesprochenen Kontroversen gehen wir diesen Fragen praxisorentiert in interaktiven Übungen nach, nehmen unterschiedliche Perspektiven von Technikgestaltenden oder -betroffenen ein, entwickeln eigene fiktive Formate und reflektieren gemeinsam deren Vor- und Nachteile. Ziel ist es, dass die Studierenden einen Überblick über verschiedene partizipative Ansätze bekommen und die Relevanz für das eigene zukünftige Fachgebiet erkennen. Der Workshop wird mehrmals angeboten, um arbeitsfähige Gruppengrößen und intensive Betreuung zu ermöglichen. Jeder Studierende muss zur Absolvierung des Moduls "Technik und Gesellschaft" neben der Vorlesung an einem der Workshoptermine (ca. 4-5 h) teilnehmen.