Ausgangslage
In vielen Städten Deutschlands herrscht weiterhin ein großer Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Mindestens 20 der Ballungszentren bzw. größeren Städte in Deutschland wachsen sehr stark. Politik und Wohnungswirtschaft stehen unter großem Druck, sozial verträglich Wohnraum zu schaffen und anzubieten.
Insbesondere die in den letzten Jahren fortlaufend gestiegenen Bau- und Instandhaltungskosten tragen dazu bei, dass Investitionen in der Folge höhere Mieten erfordern. Wohnraum ist wirtschaftlich vermietbar, wenn eine auskömmliche Kostenmiete erzielt wird. Diese setzt sich aus den Lebenszykluskosten zusammen, bei denen die Bau- und Instandhaltungskosten den mit Abstand größten Faktor darstellen. Im Betrachtungszeitraum von 2000 bis 2014 sind die Baukosten um mehr als 40 % angestiegen. Ein wachsender Teil der Bevölkerung verfügt nur über ein geringeres Einkommen: Alleinstehende und Alleinerziehende, junge Familien, Erwerbsunfähige, Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, Transfergeldempfänger und Ältere mit geringeren Renten. Insbesondere die Gruppe der „armen Alten“ wird in Zukunft rasant wachsen.
Dem gegenüber steht weiterhin ein Markt, der von individuellen Planungen und Bauausführungen bestimmt wird. Standardisierte oder gar industrialisierte Angebote und Bauverfahren stehen zwar theoretisch zur Verfügung, werden aber nicht konsequent angewendet. Eine weitgehende Vorfertigung beschränkt sich - wenn überhaupt anzutreffen - auf Fertigteile oder Halbfertigteile der raumbildenden Bauteile. Der Einbau technischer Gebäudeausrüstung erfolgt im Regelfall in Handarbeit vor Ort.
Das Ziel eines qualitätsvollen und kostengünstigen sozialen Wohnungsbaus mit hohem architektonischen Anspruch wird derzeit beim herkömmlichen Planen und Bauen selten erreicht. Es fehlt eine integrierte Planung und Vernetzung der Fachdisziplinen und es herrscht Fachkräftemangel. Im standardisierten und modularen Planen und Bauen (industrielles Bauen) wird ein neuer und zukunftsfähiger Weg gesehen, dessen Umsetzungsfähigkeit im Projekt nachgewiesen werden soll.