Jeden Herbst werden tausende Steinskulpturen oder Brunnen unter zumeist hölzernen Schutzbauten verborgen, um sie vor dem Winter zu schützen. Eine Vielzahl künstlerisch wertvoller Objekte sind damit aber für fast die Hälfte des Jahres unsichtbar. Stattdessen werden Passanten von stereotypen und ästhetisch belanglosen Holzverschlägen oder Textilhüllen auf den nächsten Frühling vertröstet. Mit transparenten Schutzhüllen will ein Forschungsprojekt die Objekte nun ganzjährig sichtbar machen.
Können transparente Winterschutzeinhausungen so konzipiert werden, dass sie bei vergleichbarem Aufwand die gleiche Schutzwirkung wie konventionelle Systeme erreichen oder sogar übertreffen?
Ausgehend von dieser Frage begann 2013 ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) und der Professur für Entwerfen und Gebäudehülle der Technischen Hochschule München (TUM) mit der Entwicklung eines Einhausungssystems unter Verwendung von transparenten Membranen. Dieses sollte leicht montiert, transportiert und gelagert werden können, vergleichsweise günstig und ausreichend dauerhaft sein und zudem ein günstiges Innenraumklima bereitstellen.
Langjährige Untersuchungen zur Dauerhaftigkeit von Baumaterialien am Fraunhofer IBP haben zu der Erkenntnis geführt, dass bei der Schädigung von Natur- und Kunststeinen in den überwiegenden Fällen Feuchtigkeit beteiligt ist. Eine Einhausung sollte demnach Wassereintrag, in Form von Niederschlag oder Kondensation, reduzieren. Ausgehend von diesen Erkenntnissen versuchte das Forschungsprojekt, einen anderen Weg zu gehen. Der Ansatz liegt hierbei nicht in der Schaffung einer konstanteren Innentemperatur, sondern in der Reduktion der Materialfeuchte des Schutzobjekts.
Die Überlegungen:
Frost-Tau-Wechsel können keinen Schaden mehr anrichten, weil nicht mehr ausreichend flüssiges Wasser in den Gesteinsporen vorhanden ist.
Thermohygrische Entfestigungsprozesse werden abgeschwächt.
Geringere Luft- und Materialfeuchten führen zu verringertem Organismenwachstum.
Die vorausgesetzte Transparenz der Hülle dient in diesem Fall nicht nur dem Zweck, die Kulturgüter auch im Winter sichtbar zu machen, sondern nutzt auch die damit verbundene solare Einstrahlung zur Trocknung der Denkmäler. Bei Sonneneinstrahlung soll Feuchte über Luftaustausch abgeführt, während bei klimatisch ungünstigeren Phasen ein Feuchteeintrag durch Rückkondensation vermieden wird. Somit kommt der kontrollierten Belüftung eine Schlüsselrolle zu. Auf diese Weise sollen ganzjährige Sichtbarkeit und konservatorische Belange in einem Konzept vereint werden.