Universal Design für den ambulanten Pflegedienst

In diesem Projekt wurde der Frage nachgegangen, wie demographischen Veränderungen durch die Gestaltung von Arbeitsprozessen begegnet werden kann.

Foto: Universal Design Thinking, Lehrstuhl für Industrial Design


Hintergrund

Der demographische Wandel macht die häusliche Pflege zu einem stetig wachsenden Wirtschaftszweig. Der Ausbau ambulanter Pflegeangebote rückt ins Blickfeld, da ein Ausbau stationärer Angebote ökonomisch nicht mehr leistbar ist und den Ansprüchen der Betroffenen und deren Angehörigen auch nicht immer gerecht wird. Vor dem Hintergrund massiver Personalprobleme ist die Ausgestaltung eines attraktiven Arbeitsumfeldes bei der ambulanten Pflege von entscheidender Wichtigkeit.

Herausforderung

Der Arbeitsablauf mobiler Pflegekräfte schließt neben der Pflege in den Wohnungen auch Anfahrtswege zu den Kunden ein. Diese Wege werden meist mit einem Standard-PKW ohne spezielle Ausstattung zurückgelegt. Es müssen jedoch eine Vielzahl von Arbeitsmitteln, wie z.B. Mobiltelefon, Einsatzplanung, Dokumentation, Hygieneartikel, Schutzkleidung, Hausschlüssel und individuell angeforderte „Gefallen“ wie Tageszeitung, Brötchen etc. mitgeführt werden. Im Rahmen des Projektes sollte ein mobiler Arbeitsplatz nach dem Prinzip des Universal Design entwickelt werden, der eine optimale Versorgung der Kunden sicherstellt und Arbeitsabläufe bei der Dokumentation, Kommunikation und dem Transport vereinfacht. Ziel des mit Studierenden des Industrial Design Master of Science durchgeführten Projekts war die Arbeitswelt und die Arbeitsausstattung in der ambulanten Pflege generationengerechter zu gestalten und den Wert des Berufs “Altenpfleger/in” für die Gesellschaft deutlich zu machen.

Umsetzung

Methodisch lag der Schwerpunkt auf der Einbindung des Pflegepersonals der Johanniter Unfallhilfe e.V. in den Gestaltungsprozess. Ausgangspunkt für die Produktentwicklung waren von den Studierenden durch Begleitung des Pflegepersonals erkannt Mängel bei der täglichen Arbeit. Die fünf erarbeiteten Entwürfe sollen die Arbeitsabläufe für das Pflegepersonal erleichtern und gleichzeitig die Interaktion mit den Pflegebedürftigen verbessern. Dazu wurden ein zentral gesteuertes Wohnungszugangssystem, ein Ablagesystem für eine verbesserte Hygiene im Dienstfahrzeug, eine Tasche zum Verstauen von Pflegeutensilien, ein Dokumentations- und Kommunikationssystem für die Wohnung der Pflegebedürftigen und Arbeitskleidung für die aktivierende Pflege gestaltet. Bei der Optimierung der fünf Konzepte wurden Mitarbeiter/innen der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. als Co-Designer eingebunden. Die erarbeiteten Modelle wurden in Praxistests mit den Pflegern/innen und Pflegebedürftigen überprüft.

Präsentation und Ausblick
Die vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie sowie der bayern design GmbH unterstützte Partnerinitiative wurde im Februar 2013 im Rahmen der Munich Creative Business Week im Oskar von Miller Forum und im April 2013 auf der ALTENPFLEGE Messe in Nürnberg vorgestellt. Das Projekt ist als Impuls für die Pflegewirtschaft zu verstehen und soll dazu führen, die Arbeitswelt zu einem längst notwendigen Schwerpunkt des Universal Design zu machen.

Projektleitung
Prof. Dipl. Des. Fritz Frenkler,  Dipl. Des. (Univ.) Eric Barth, Dipl. Des. (Univ.) Sandra Hirsch

Korrekturassistenz
Dipl. Des. (FH) Martin Meier

Projektpartner / Förderer
bayern design GmbH
Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie
Hans Sauer Stiftung

Projektkoordination / Kooperationspartner: 
Dipl. Soz. Arb. / Soz. Päd. Thomas Bade, universal design GmbH
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Landesverband Bayern (Co-Designer)

Publikation
Universal Design für den ambulanten Pflegedienst (PDF, 13.50 MB)