anticache

Call for Papers: „Institutionelle Öffnungen im Bildungssystem: zwischen erweiterten Bildungsoptionen und (neuen) Formen verdeckter Schließung?“

24.02.2016



© DGS, Quelle: http://www.soziologie.de/de/aktuell/start.html

Call for Papers für die Veranstaltung der Sektion „Bildung und Erziehung“ auf dem 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bamberg vom 26.-30. September 2016.

Einblick in das Themengebiet:

Auch wenn mit der Rede von der Offenheit oder Geschlossenheit von Gesellschaften sehr unterschiedliche, das soziale Leben durchdringende Prozesse und Strukturen angesprochen sein können, so gilt doch das Bildungswesen als zentral für die Frage, als wie offen gesellschaftliche Ordnungen gelten können. Diese Bedeutung erlangt das Bildungswesen durch seinen wesentlichen Beitrag bei der Verteilung sozialer Platzierung(schancen). Die in ihrer Wirkung öffnenden bzw. schließenden Reglementierungen, Strukturen und Mechanismen beim Zugang zu Bildung können als wesentliche gesellschaftliche Verteilungsinstanzen gesehen werden, durch die im Zusammenwirken verschiedener Mechanismen über soziale Öffnungen und Schließungen im Sinne einer Dynamisierung oder Reproduktion sozialstruktureller Gefüge entschieden wird. Insofern ist es kein Zufall, dass in bildungssoziologischen Debatten Öffnungen und Schließungen im Bildungswesen zumeist mit der Thematik sozialer Ungleichheit verknüpft sind und insbesondere die Frage der gesellschaftlichen Legitimation von Schließungsprozessen aufgeworfen wird.Dem Bildungswesen wird in diesem Zusammenhang zum einen in einer funktionalistischen Perspektive die Rolle zugewiesen, durch die Auswahl bzw. Bevorzugung von Individuen und Gruppen zur Aufrechterhaltung bzw. Neujustierung sozialer Ordnung(en) beizutragen. Dabei gilt es stets danach zu fragen, welche gesellschaftlichen Kräfte und Bewegungen welches Interesse verfolgen, in einer spezifischen Weise auf das Bildungswesen einzuwirken und Reformen im Hinblick auf Öffnungen oder Schließungen herbeizuführen bzw. zu verhindern (vgl. Friedeburg 1989).

Zum anderen stellt sich immer wieder die Frage, inwiefern das Bildungswesen selbst als ein mehr oder weniger autonomer Bereich gelten kann, der Öffnungen und Schließungen bewirkt und – in Auseinandersetzung mit Herrschaftsstrukturen – einen eigenen Beitrag zur Herausbildung sozialer Ordnungen liefert. Beispiel hierfür ist etwa die Entstehung neuer Formen der Lebensführung, der Alltagskulturen und sozialen Milieus in der Folge der Bildungsexpansion der 1960er und 1970er Jahre, die ganz entscheidend davon geprägt waren, welche Erfahrungen Menschen durch die längere Verweildauer in Bildungseinrichtungen gemacht haben und welche Optionen sich ihnen so eröffneten oder verschlossen (vgl. Bourdieu 1982, Hradil 1987). In jedem Fall sind die Institutionen des Bildungssystems eng mit Prozessen gesellschaftlicher Öffnung und Schließung verwoben.Allerdings gilt es, die Mechanismen dieses Zusammenwirkens immer wieder theoretisch und empirisch neu aufzudecken. So können wir beispielsweise gegenwärtig in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Reihe von (zum Teil regionalen) Entwicklungen institutioneller Öffnung im Bildungswesen beobachten, deren genauere Intentionen, Formen, Auswirkungen und Ausmaß keineswegs klar sind.

Gewünscht sind theoretische sowie theoretisch fundierte empirische Beiträge, die sich mit den hier umrissenen Fragen auseinandersetzen und (ggfs. exemplarisch) aufzeigen, wie sich Öffnungen und Schließungen im Bildungssystem mit Prozessen gesellschaftlicher Öffnung und Schließung zusammenbringen lassen bzw. zusammengebracht werden. Von großem Interesse sind dabei auch Beiträge, welche diese Fragestellungen mit Blick auf internationale Vergleiche verschiedener Bildungssysteme bearbeiten.

Den vollständigen Call for Paper finden Sie hier. Vortragsangebote mit einem maximal zweiseitigen Abstract als PDF bis zum 31. März 2016 an:

Prof. Dr. Helmut Bremer
E-Mail: helmut.bremer@uni-due.de

Dr. Mona Granato
E-Mail: granato@bibb.de