Dr. Marc Janoschek (E21-Alumni) hat am 23. September 2014 im Rahmen der „Deutschen Tagung für Forschung mit Synchrotronstrahlung, Neutronen und Ionenstrahlen an Großgeräten“ den Wolfram-Prandl-Preis 2014 des „Komitees Forschung mit Neutronen“ erhalten. Mit dem Preis, der alle zwei Jahre an herausragende Nachwuchswissenschaftler vergeben wird, ist ein Preisgeld von 2500 € verbunden.
Der Preisträger hat an der Technischen Universität München studiert und promoviert und arbeitet heute in den USA am Los Alamos National Laboratory. Er erhält den Preis für „seine bahnbrechenden Untersuchungen der Spindynamik in chiralen Helimagneten und die Entwicklung einer kryogenfreien Apparatur zur sphärischen Neutronen-Polarimetrie“ wie Prof. Christian Pfleiderer (TUM) in seiner Laudatio ausführte.
Marc Janoschek verfügt nicht nur über große Erfahrung mit verschiedenen Neutronenstreumethoden, die er an verschiedenen Neutronenquellen weltweit nutzt. Er hat darüber hinaus neue apparative Methoden selber entwickelt, gebaut und optimiert. Sein, in einer internationalen Kooperation zwischen der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II), dem Paul-Scherer-Institut (PSI) und dem Institut Laue Langevin (ILL) entwickelter Prototyp eines Moduls zur eindeutigen Bestimmung magnetischer Strukturen mittels sphärischer Neutronen-Polarimetrie (Mu-PAD) wird inzwischen routinemäßig an verschiedenen Neutronenzentren genutzt.
Spinwellen in chiralen Helimagneten
Bereits während der Promotion an der TUM begann Janoschek am FRM II und am PSI mit seinen Untersuchungen der Spindynamik von komplexen magnetischen Strukturen, die er schließlich in den letzten Jahren in enger Zusammenarbeit mit Theoretikern der Universität zu Köln mit mehreren bedeutenden Publikationen von großer interdisziplinärer Bedeutung abschließen konnte. Er konnte als Erster den universellen Charakter von Spinwellen in chiralen Helimagneten nachweisen. Einer theoretischen Vorhersage aus den 1970er Jahren folgend, identifizierte er den helimagnetischen Phasenübergang chiraler Magnete als erstes experimentelles Beispiel eines fluktuations-induzierten Phasenübergangs erster Ordnung, der nach klassischem Verständnis ein Widerspruch in sich ist. Solche Phasenübergänge werden schon lange im Zusammenhang mit schwachen Kristallisationsprozessen, Flüssigkristallen, Diblock-Copolymeren, der Rayleigh-Benard Konvektionsinstabilität, der Kondensation von Pionen in Kernmaterie und Bose-Einstein Kondensaten diskutiert.
Internationale Forschung
Der Preisträger begann schon früh, international zu arbeiten. So hat er Teile der Experimente für seine Diplom- und Doktorarbeit am ILL in Grenoble und am PSI in der Schweiz durchgeführt. Kurze Zeit nach der mit Auszeichnung bestandenen Promotion 2009 ermöglichte ihm ein Stipendium der Alexander v. Humboldt Stiftung einen Wechsel an die University of Southern California in San Diego, von wo er nach nur zwei Jahren auf die Stelle eines Nachwuchsgruppenleiters in Los Alamos wechselte. Seine wissenschaftliche Expertise und Gründlichkeit wird nicht nur von seinen Kollegen und Förderern gelobt, sie äußere sich auch in seinem „schnörkellosen Werdegang“, wie es in der Begründung zum Preis heißt.
Der Preis geht zurück auf den Physiker und Kristallographen Wolfram Prandl, der am Forschungsreaktor in München eine Außenstelle für Neutronenbeugung des kristallographischen Instituts aufbaute und sich der magnetischen Strukturbestimmung widmete. Ab 1976 war Prandl Professor an der Universität Tübingen und ein hochgeschätzter Experte für viele Großforschungseinrichtungen im In- und Ausland. Der nach ihm benannte Wolfram-Prandl-Preis wird seit 2002 alle zwei Jahre um seinen Todestag am 21. September an exzellente Nachwuchsforscher ohne Ruf vergeben.