Šuchovs Gitterschalen in Vyksa

Im Jahre 1897 baute der berühmte russische Ingenieur Vladimir G. Šuchov eine Halle für ein Blechwalzwerk in Vyksa, 150km südwestlich von Nizhny Novgorod gelegen. Die Halle befindet sich auf dem weitläufigen Werksgelände der Vyksa Steel Works Company, einem Anbieter metallurgischer Produkte, der 1757 gegründet wurde. Überdacht wird das Gebäude von der weltersten zweisinnig gekrümmten Gitterschale.

Die 73.00m x 38.40m große Grundfläche der Halle wird durch vier Fachwerkbogenbinder in fünf Joche von 14.60m Breite unterteilt. Die Giebelseiten bestehen aus sechs eingespannten Fachwerkstützen, die die Ausrichtung der Halle in Längsrichtung gewährleisten. Der polygonal parabelförmige Obergurt der Fachwerkbögen bildet das Auflager für die filigrane Gitterschale.

Am Lehrstuhl für Tragwerksplanung wird das Gebäude dokumentiert und analysiert. Als Grundlage hierfür wurden 2007 eine umfangreiche Dokumentation des Bestandes und eine Schadenskartierung angefertigt. Im Zuge der aktuellen Forschungen wird das Tragwerk des Gebäudes, seine Detailpunkte und das Zusammenspiel des konstruktiven Gefüges untersucht. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die bautechnikgeschichtliche Analyse und Einordnung der ersten doppelt gekrümmten Gitterschale.
Das Gebäude war bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts in Gebrauch. Seitdem wurde es stark vernachlässigt und befindet sich heute in einem ruinösen Zustand. Zur Zeit werden unterschiedliche Nutzungs- und Sanierungskonzepte untersucht und diskutiert.

Veröffentlichungen:
Matthias Beckh, Rainer Barthel: The first doubly curved gridshell structure - Shukhov's building for the plate rolling workshop in Vyksa. In: Proceedings of the Third International Congress on Construction History. 2009. Berlin: Neunplus1. S.159-166.

Rainer Barthel, Matthias Beckh, Andrij Kutnyi, Manfred Schuller: Ein Meilenstein im Schalenbau - Schuchovs Halle für das Blechwalzwerk in Vyksa. In: Juliane Mayer (Hg.) Forschen, Lehren und Erhalten - Festschrift für Rainer Graefe. Innsbruck 2009. S. 105 - 122

Kooperationspartner:
Prof. Dr. Murat Gappoev, Staatliche Universität für Bauwesen Moskau
Prof. Dr. Graefe, Universität Innsbruck, Institut für Architekturtheorie und Baugeschichte
Prof. Dr.-Ing. Manfred Schuller, Technische Universität München, Lehrstuhl für Baugeschichte, historische Bauforschung und Denkmaplfege,
Prof. Dr.-Ing. Uta Hassler, ETH Zürich, Institut für Denkmalpflege
Prof. Dr.-Ing. Klaus Hanke, Prof. Dr.-Ing. Albert Grimm-Pitzinger, Arbeitsbereich Vermessung und Geoinformation, Universität Innsbruck.