Eisenbeton im Hochbau bis 1918 - Dokumentation und Analyse realisierter Bauwerke im Raum München


Die Verwendung von Eisenbeton gewann im ausgehenden 19. Jahrhundert international an Bedeutung. Bayern und insbesondere München waren vor 1918 Zentren für die Entwicklung und Anwendung der Eisenbetontechnologie. Bedeutende Baufirmen hatten ihren Sitz oder eine Niederlassung in München. Namhafte Ingenieure arbeiteten hier an der Entwicklung allgemein gültiger Regeln für die Bemessung, Herstellung und Ausführung von Hochbauten aus Eisenbeton. In München entstanden in dieser Zeit Bauwerke, die baugeschichtlich und bautechnikgeschichtlich eine herausragende Bedeutung haben. International beachtete, erste Kuppeln und frühe Brückenbauwerke wurden hier errichtet. Sie sind allgemein bekannt und relativ umfassend untersucht und dokumentiert.
Daneben existieren bis heute zahlreiche Hochbauten, deren wesentliche konstruktive Elemente aus Eisenbeton hergestellt wurden und in bautechnologischer Hinsicht ebenfalls von großer Bedeutung sind, zumal sie im Spannungsfeld zwischen Patentanwendung und Einführung allgemein gültiger Normen entstanden. Solche Normen wurden für den Eisenbeton zuerst in der Schweiz und kurz darauf in Deutschland eingeführt. Diese Bauwerke stehen zwar häufig unter Denkmalschutz. Gleichwohl sind sie in der Fachwelt wenig bekannt, da die für den Eisenbeton typische Skelettbauweise zumeist nicht an der Fassade in Erscheinung tritt. Stattdessen kamen zumindest im innerstädtischen Kontext häufig traditionelle oder historisierende Lochfassaden zur Ausführung. Diese für die Entwicklung bewehrter Betonkonstruktionen bedeutsamen Stockwerksbauten wurden bisher noch unzureichend wissenschaftlich aufgearbeitet.
Mit der geplanten Dissertation soll ein Beitrag zur Bautechnikgeschichte geleistet werden, indem für die Entwicklung des Eisenbetons bedeutende Stockwerksbauten aus der Zeit bis 1918 dokumentiert, analysiert und ihr Erhaltungszustand bewertet werden. Dabei sollen Aspekte wie die Planungs- und Veränderungsgeschichte, die Ausführungsdetails wie Schalungs- und Betontechnologie, Bewehrung und Bewehrungsführung, soweit deren Erkundung möglich ist, Berücksichtigung finden. Weiterhin sollen evtl. bestehende Verformungen, Schäden und der allgemeine Erhaltungszustand festgestellt werden.
Die tatsächliche Ausführung soll mit den bauzeitlich üblichen Standards und dem allgemeinen Kenntnisstand verglichen und in die allgemeine Bautechnikentwicklung eingeordnet werden.
Mit den gewonnenen Informationen soll ein aktiver Beitrag zum langfristigen Erhalt dieser denkmalwürdigen Hochbauten aus Eisenbeton geleistet werden.

Promotion (abgeschlossen 2019)  
Lehrstuhl für Tragwerksplanung
Bearbeiter: Jörg Rehm

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