Orbitum

Im Rahmen der 150-Jahr-Feier der Technischen Universität München entsandte der Lehrstuhlfür Bildende Kunst rund 200 Studierende in die unterschiedlichsten Forschungsbereiche der TUM. Was sind die wichtigsten Fragen der Zukunft? Welche Herausforderungen stellen sich der Wissenschaft und welche Visionen entwickeln sich daraus? Diese globalen Fragestellungen werden auf je eigene Weise an verschiedenen Lehrstühlen der TUM reflektiert. Diese bildete die Grundlage für eine Reihe vielgestaltiger Kooperationen.

Inspiriert durch die Erkundungen der „Forschungsplaneten“ Garching, Weihenstephan, Straubing, des Klinikums rechts der Isar und des Stammgeländes entstanden rund 60 künstlerische Arbeiten, 30 davon im städtischen Außenraum. Orbitum zeigte rund um das Stammgelände der TUM künstlerische Visualisierungen in Form von Skulpturen, Installationen, Fassaden- Projektionen, Ausstellungen in parkenden Autos, gestalteten Autos und interaktiven Geräten. Performances und Aktionen reflektierten diese Themen. Auf der Südwiese der Alten Pinakothek informierte ein Kiosk in der Form eines Satelliten über die Aktivitäten des Lehrstuhls für Raumfahrttechnik sowie über die Ausstellung als Ganzes. In der Galerie Karin Sachs wurden „orbitume“ Filme und Objekte gezeigt und das Ladenlokal der Firma Optik Hartogs wurde Bestandteil einer progressiven Zellwucherung. Weitere Arbeiten wurden am Lehrstuhl für Bildende Kunst gezeigt.

Das gewohnte Themenfeld von Kunst im Kontext architektonischer Fragestellungen verlassend, haben wir uns für den „Forschungs-Giganten“ Technische Universität München interessiert. Zu entdecken, mit welchen Fragen und Zukunftsvisionen sich die anderen Lehrstühle und Forschungsinstitute beschäftigen, hat sich für uns alle als eine ungeheure Bereicherung erwiesen. Dabei ist der Lehrstuhl selbst zu einer Art kleinem Forschungssatelliten geworden und die Studierenden haben sich – ähnlich einem Myzel – in die unterschiedlichsten Abteilungen hineinbegeben, ausgebreitet; um sich zu informieren, Fragen zu stellen und schließlich intellektuelle Anregung und „Nahrung“ zu finden. Oft begegnet man den exakten Wissenschaften mit großer Ehrfurcht. Welchen Status hat demgegenüber die Kunst mit ihren viel vageren und subjektiveren Wirklichkeiten? Sie beschäftigt sich mit „weichen“ Fakten: mit Emotionen, subjektiven Wirkungen, Anmutungen, Ängsten und Sehnsüchten. Die Kunst isoliert diese nicht oder versucht sie gar aus ihren Erkenntnis- und Herstellungsprozessen zu eliminieren, sondern bezieht sie bewusst in ihre Beobachtungen und Analysen ein, um aus ihnen neue Synthesen zu gestalten. Eine ganz andere Art von Wahrnehmung und Realität, von Wirklichkeit und Wirklichkeitsproduktion.

Prof. Tina Haase, Yvonne Leinfelder
Orbitum. Künstlerische Reflexionen über die Forschungsplaneten der TUM
Lehrstuhl für Bildende Kunst
TUM.University Press. Verlag der Technischen Universität München
ISBN: 978-3-95884-019-5