Vacant plots. Spekulations-Landschaften um Madrid
Der Immobilienmarkt in Spanien war im letzten Jahrzehnt ein lukratives Spekulationsgeschäft. Gigantische Bauprojekte wurden im näheren und weiteren Umland von Madrid aus dem Boden gestampft. Die neuen Kleinstädte waren für bis zu 90.000 Einwohner konzipiert und sollten teils denen, die in Madrid keine Wohnungen finden, eine neue Heimat bieten. Zum Großteil jedoch waren die Projekte jedoch nur als Wertanlagen erdacht, um eine Investitionskette in Gang zu bringen. Der leerstehende Wohnraum versprach auf dem Immobilienmarkt beträchtliche Gewinne. Großdimensionierte Straßen und weitere Infrastrukturen wurden in die Landschaft gebaut, um die isolierten Satellitenstädte mit der Metropole Madrid zu verbinden. Als Folge der Finanzkrise platzte schließlich die Immobilienblase in Spanien und viele Großprojekte liegen seither auf Eis. Die Wohnblocks der eingefrorenen Projekte sind meist nicht oder nur teilweise fertig gestellt. Ein Großteil der errichteten Wohnungen steht leer (derzeit finden rund 1 Million Wohnungen keinen Abnehmer). Die "vacant Plots" - bereits abgeräumte mit Straßen erschlossenene Baufelder -, sowie eine degradierte, verwüstete Landschaft lassen in Luftbildern das Ausmaß und die Maßstabslosigkeit des Bauwahns erkennen. Den bewohnten Teilen der neuen Satellitenstädte fehlt das öffentliche Leben: leere und verwahrloste Stadtplätze sind stumme Zeugen der Fehlplanung. Doch was tun mit quadratkilometergroßen Geisterstädten und Bauruinen (die sogenannten "White Elephants"), bei denen schon die Wartung der überdimensionierten Infrastrukturen Unsummen verschlingt?
Aufgabe des Entwurfprojekts ist es, ein neues Konzept für den Stadtteil Villa de Vallecas im Südwesten Madrids zu entwickeln. Das Areal Ensanche de Vallecas war in den späten 1990er Jahren für 90.000 Einwohner konzipiert, bislang aber nur teilweise fertiggestellt. Für den mittlerweile devastierten öffentlichen Raum gilt es eine mittel- oder langfristige Nutzung für das Areal zu finden. Dabei kann sowohl eine Entwicklungsstrategie gefunden werden, eine Umdeutung der Freiräume etwa, so dass die vorgesehene Nutzung doch noch zum tragen kommt (etwa Anlocken von Bewohnern durch Anreize). Ein anderer Ansatz kann sein (v.a. bei den vacant Plots) eine Interimslösung vorzuschlagen, die den Brachflächen eine erholungslandschaftliche, energetische oder agrarische Nutzung zuweist, so lange bis das Bauvohaben fortgesetzt wird. Eine dritte Strategie kann ein radikaler Rückbau der Baustelle sein und damit Rückführung in den "natürlichen" landschaftlichen Zustand bzw. eine energetisch-agrarische Nutzung.
Masterprojekt 1 | 2 Landschaftsarchitektur, Wintersemester 2014|15 Betreuung: Prof. Regine Keller, Dipl.-Ing. Juliane Schneegans, Dipl.-Ing. Felix MetzlerLehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum