Symposium Performative Urbanism. Generating and Designing Urban Space

Was Lefébvre in seiner komplexen Raumtheorie l`espace vécu nennt, entspricht in etwa dem Begriff des gelebten Raumes, der den aktiven Prozess von Wahrnehmung und Produktion zugleich beschreibt. Raum entsteht in einem Prozess des Handelns zwischen Personen, in einem Prozess des Gebrauchs von Dingen, in einem Prozess täglichen und alltäglichen Lebens. Während wir in der Stadt gehen oder fahren oder skaten, haben wir nicht nur unterschiedliche Erfahrungen, je individuelle Sichtweisen, sondern die "Spiele der Schritte" (de Certeau) schaffen den Raum.

Im Vordergrund dieses Verständnisses von Architektur und Stadt stehen die Prozesshaftigkeit der räumlichen Erfahrung, die Ereignisstruktur von räumlichen Zusammenhängen, die Offenheit von räumlichen Strukturen, die Differenz der Räume. Dabei ist die materielle Struktur, das Ding, Haptik und Atmosphäre nicht nebensächlich. Die architektonische Substanz ist vielmehr Voraussetzung und Komponente von Ereignissen. Aber in performativen Akten erst kommt sie zur Entfaltung, erst dann bekommt sie soziale und ästhetische Relevanz. Performativer Urbanismus bleibt nicht bei einer psychogeografischen Rezeption von Stadt stehen, sondern sieht die Dringlichkeit von architektonischem Entwurf.

Ergeben sich vor diesem Hintergrund spezifische Anforderungen an das Entwerfen und den Entwurf? Ist Architektur eine performative Kulturtechnik par excellence oder muss sie ihre Entwurfspraktiken ändern?  Diesen Fragen ist diese Tagung nachgegangen.

Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung, Univ. -Prof. Sophie Wolfrum (Hg)