Bereits seit Jahrzehnten erlebt São Paulo Investitionen in architektonische Infrastrukturen, die darauf abzielen, die räumliche Enge der Megacity zu mildern und den stetigen Bedarf an Erholungs-, Kultur- und Sportprogrammen zu erfüllen. Die Ausstellung „Zugang für Alle: São Paulos soziale Infrastrukturen“ präsentiert Gebäude und offene Räume, die öffentlich, halböffentlich oder in Privatbesitz sein können, und die integrative Orte für eine urbane Gesellschaft schaffen. Die ausgewählten Beispiele stammen aus den Jahren 1950 bis heute – und damit aus einer Zeitspanne, in der sich die moderne Architektur Brasiliens etablierte und konsolidierte. Die Ausstellung will sowohl einen historischen Überblick als auch eine Analyse zeitgenössischer Architekturproduktion bieten. Sie betrachtet zum einen, wie die Stadt von Architekten durch Gebäude gestaltet wird, und zum anderen, wie – bildlich gesprochen – die Stadt zur Gestaltung von Gebäuden und öffentlichen Räumen beiträgt. Die Betonung liegt hierbei auf der Verflechtung von Architektur und Stadt, da die gezeigten Bauten oft über offene Räume oder höher gelegte Erdgeschosssituationen erschlossen werden, die zur Stadt hin über interne „Straßen“ angebunden sind. Während die Gehwege mitunter über Rampen, breite Treppenanlagen oder Rolltreppen gleichsam in die Gebäude „eintreten“, erscheinen sie an anderer Stelle im Stadtbild als erhöhte (oder abgesenkte) Plätze, „Straßen in der Höhe“, Dachterrassen und/oder -gärten.
Die Ausstellung fokussiert auf den programmatischen Eigenschaften der gezeigten Gebäude statt auf formalen Aspekten, die bei der Betrachtung brasilianischer Architektur sonst oftmals im Vordergrund stehen. Alle Projekte wurden, unabhängig von ihrer Entstehungszeit, in ihrem gegenwärtigen Zustand untersucht. Die Ausstellung zeigt archivalische Faksimiles neben neu in Auftrag gegebenen Fotografien, Filmbeiträgen, Architekturplänen, Zeichnungen, Modellen und Interviews.
Während viele Städte weltweit noch immer dem sogenannten Bilbao-Effekt hinterherrennen – also der Schaffung monofunktionaler „Signature Architecture“ durch berühmte Architekten, die als Touristenmagnet wirkt –, setzt sich diese Ausstellung für architektonische Infrastrukturen unterschiedlichster Art ein, die auf soziale Nachhaltigkeit für die lokale Bevölkerung ausgerichtet sind. Dieser Aspekt städtischen Wachstums in São Paolo – einer stark vertikal bebauten und dicht besiedelten Stadt, einer Stadt reicher Ressourcen, aber auch extremer Armut, einer Stadt mit hoher Kriminalitätsrate ebenso wie mit erheblichen Problemen in den Bereichen Verkehr und öffentliches Gesundheitswesen – zeigt, wie Architektur und Infrastruktur in vielfacher Hinsicht zur Stadtentwicklung beitragen können.
Wann
13.06.-08.09.2019, Dienstag bis Sonntag 10-18h, Donnerstags 10-20h
Wo
Architekturmuseum der TU München
in der Pinakothek der Moderne
Barer Straße 40
80333 München