Veröffentlichung "Selber Lagern"

Arbeiten von Studenten des Projekts "Selber Lagern" am Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren sind auf Bauwelt online veröffentlicht worden. Eine Publikation in der Wochenschau der Print-Ausgabe der Bauwelt ist geplant.

Stud. Simone Hirmer, Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren

 
Lagern
. Das Aufbewahren von Gütern für einen späteren Zeitpunkt ist seit Jahrtausenden ein menschliches Grundbedürfnis - angefangen beim existenziellen Lagern von Nahrungs- und Futtermitteln, bis hin zum computergesteuerten Hochregal-Lager, das die ganze Welt mit Waren versorgt. Ob Zisterne, (Salz-)Stadl, Fruchtkasten, Hochsilo oder ganze Speicherstadt - die Tradition des Bauens von Lagerstätten reicht trans- kulturell weit in die Geschichte zurück. So stellt es seit je her eine architektonischer Herausforderung dar, den sich ändernden Bedürfnissen des Lagerns ein Gefäß zu entwerfen und dessen baukulturelles Potenzial dabei nicht außer Acht zu lassen.

Selber Lagern. In den letzten 15 Jahren entstanden allein im Münchner Stadtgebiet an die 20 sogenannte Self Storage Lagerhäuser - flexibel anmietbarer Lageraum in unterschiedlichsten Größen, Innenstadt nahe und für jedermann zugänglich. Eine Entwicklung mit wachsendem Bedarf, der noch lange nicht gedeckt ist. Nach Schätzungen verfügt jeder 5. Haushalt in deutschen Großstädten über zu wenig Stauraum - ein Trend, der sich, neben dem ansteigendem Lager-Bedürfnis von Hausrat, auf die jüngeren Veränderungen der Wohn-, Arbeits- und Lebensrealitäten zurückführen lässt: Ansteigende Mieten/m² bei gleichzeitig erhöhter Arbeits- und Wohnflexibilität und Mobilität lassen Arbeits-Nomaden entstehen, Kleinunternehmer wie Ebay-Händler/Powerseller/Pop-up Stores mit fluktuierenden Platzbedarf, Klein-Handwerker ohne eigene Werkstatt, Multi-Jobber, Messe-, Foto- und Montage-Teams... So könnte ein Selfstorage-Gebäude nicht nur mit Lagerboxen ausgestattet werden, sondern auch über kurzfristig anmietbare Studios und Ateliers, Kontor-Büros/Office-Sharing Einheiten/Shared Desks, einer Mehrzweck-Halle und Foyer-Café im Erdgeschoss verfügen und so zum urbane Leben beitragen.

Ort. Das Grundstück liegt am ehemaligen Südbahnhof Münchens, seit den 80er Jahren abgebrochen, was an diesem Ort bis heute eine Brache hinterließ, ein terrain vague. Östlich befindet sich das aufgelöste Gelände des Viehofs, noch zeugen einige Gebäude und eine Vielzahl von betonierten Rampenanlagen vom damaligen Massentransport der Rinder auf Güterwägen. Dazwischen drückt sich die Tumblingerstrasse Richtung stadtauswärts in die dunkel verrußte, von rotgeziegelten Stützwänden und vernieteten Metallstützen getragenen Unterführung unter dem breiten Gleisbett hindurch Richtung Großmarkthalle und deren in die Jahre gekommenen Lagergebäude. Hier ist heutzutage - in derartiger Lage - noch ein seltenes Stück München anzutreffen: Abgewetzt vom Gebrauch, rostig und liegengelassen, aber authentisch. Und doch erinnert noch vieles an den vitalen Umgang mit Gütern und ihrer Lagerung – an die Identität des Orts. Daran gilt es anzuknüpfen.

Text: Mauritz Lüps, Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren, Technische Universität München

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