Nüchtern, modern, marmorverkleidet. Die Architektur des italienischen Faschismus hat über siebzig Jahre nach dem Ende der Diktatur keinesfalls an Reiz eingebüßt. Die verführerische Faszination und unglaubliche Wirkungskraft dieser Bauten haben seit der Nachkriegszeit Architekten, Historiker, Künstler und Intellektuelle immer wieder angergt. Heute steht die Schönheit und Qualität der meisten Bauwerke der Mussolinizeit für die italienische Öffentlichkeit außer Frage. Die faschistische Architektur hatte sich allerdings über die Jahre hinweg in Italien nicht immer derselben Popularität erfreut. Von hassenswerten Kulissen für die Selbstverherrlichung der Diktatur zu Meisterwerken der Moderne haben diese Gebäude im Laufe der Zeit einen Prozess der Entkontextualisierung durchlaufen. Warum werden zunehmend ihre faszinierenden, geometrisch geschnittenen Formen von den aus der Zeit resultierenden politischen Inhalten getrennt? Warum hat sich eine Ästhetisierung der faschistischen Architektur durchgesetzt?
Die Ausstellung „Ritual und Abstraktion“ analysiert anhand dreier konkreter Fallbeispiele die Gründe und Aspekte, die diesem Phänomen zugrunde liegen, um die aktuelle Rezeption faschistischer Baukunst nachzuvollziehen. Durch historisches Material, Texte und Fotografien wird der Besucher eingeladen, das Thema zu hinterfragen und Schlussfolgerungen zu einem zeitgemäßen und kritischen Umgang mit diesen einzigartigen, aber komplexen Gebäuden zu ziehen. Die Ausstellung wurde von dem Masterstudenten Leonardo Lella im Rahmen seiner Abschlussarbeit bei Prof. Andres Lepik (Lehrstuhl für Architekturgeschichte und kuratorische Praxis) und Prof. Dietrich Erben (Lehrstuhl für Theorie und Geschichte von Architektur, Kunst und Design) konzipiert und organisiert.
Wann
05.03.2018–10.03.2018, 9-13h, 14-18h
Eröffnung am 05.03 um 19h
Wo
Fakultät für Architektur der TU München
Ecke Luisen-/Gabelsbergstr., Raum 2349 (2.Stock)
80333 München