Prof. Hermann Kaufmann in den Ruhestand verabschiedet

Hermann Kaufmann folgte 2002 den Ruf als Professor an die Technische Universität München (TUM). Seither war der Architekt Ordinarius der Professur für Entwerfen und Holzbau an der Fakultät für Architektur. Nach 19-jähriger Amtszeit ging Prof. Kaufmann zum April 2021 in den Ruhestand.

Hermann Kaufmann (Foto © Martin Polt)


1955 Bregenzerwald in Österreich als Sohn einer Zimmermannsfamilie geboren, begann Hermann Kaufmann 1975 sein Architekturstudium zunächst an der Technischen Hochschule Innsbruck. Nach drei Jahren wechselte er an die TU Wien, wo er 1982 seinen Abschluss absolvierte.

Bereits 1984 gründete Kaufmann sein eigenes Architekturbüro HK Architekten (seit 2018 Hermann Kaufmann + Partner ZT GmbH). Das im Vorarlberg ansässige, international renommierte Büro mit derzeit rund 25 Mitarbeiter*innen, realisierte bis dato über 300 Holzbauprojekte von hohem Innovationspotenzial. Hermann Kaufmann und sein Büro wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Holzbaupreis 2011, dem Deutschen Architekturpreis 2017, dem Vorarlberger Holzbaupreis 2019 und dem Joseph Binder Award 2020.

Neben seiner Bürotätigkeit begann Hermann Kaufmann Mitte der 90er sich in der Architekturausbildung zu engagieren. Er war als Dozent für Holzbau an der Liechtensteinischen Ingenieurschule (1995/1996) und als Gastprofessor sowohl an der TU Graz (1998) als auch an der Universität Ljubljana (2000) tätig.  2002 wurde er schließlich als Ordentlicher Universitätsprofessor an die Architekturfakultät der TU München berufen.
Dort leitete er das neu eingerichtete Fachgebiet „Entwerfen und Holzbau“ am „Institut für Bautechnik und Entwerfen“ der TUM, das mit seinem Amtsantritt in „Professur für Entwerfen und Holzbau“ umbenannt wurde.
Hermann Kaufmann prägte maßgeblich den Ausbau des Fachgebiets an der gesamten TUM. Seine Professur galt darüber hinaus weltweit als eine der ersten wissenschaftlichen Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen zum Thema Holzbau und Holzarchitektur an einer akademischen Einrichtung.  

Zu den Themenschwerpunkten in der Lehre gehörte der architektonische Entwurf sowie die klassische Baustoffkunde mit Schwerpunkt Holz. Augenmerk wurde auf die Beachtung der materialspezifischen Gesetzmäßigkeiten des Baustoffes Holz schon in der Entwurfsphase gelegt sowie auf die Suche nach materialbezogenen Ausdrucksformen. Gleichzeitig erfolgte die Vermittlung der konstruktiven Möglichkeiten und Gesetzmäßigkeiten des Holzbaues, Prinzipien- und Detailwissen über neuzeitliche baustoff-bezogene Hüllkonstruktionen unter Berücksichtigung des Wissens über ressourcenschonende Bauweisen sowie die Auseinandersetzung mit der baukulturellen Dimension des Holzbaus.

Eine Besonderheit waren Kooperationen über die Fakultätsgrenzen hinaus, sowohl in der Forschung als auch in der Lehre. So wurden zusammen mit dem Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion der Ingenieurfakultät Bau Geo und Umwelt zahlreiche Forschungsprojekte umgesetzt und ein gemeinsamer Masterentwurf angeboten.
Seit 2007 befasste sich der Lehrstuhl intensiv mit „Design Build“ und organisiert seither jährlich ein studentisches Bauprojekt. Insgesamt entstanden 14 Projekte, davon 11 in Afrika, eines in Sri Lanka und 6 in Deutschland.

Die Forschung zu den spezifischen Themen des Holzbaus war ein wesentlicher Schwerpunkt, die durch wesentliche Förderinstitutionen, wie der Deutschen Bundes Stiftung Umwelt, der Fachagentur nachwachsende Rohstoffe FNR, der Forschungsinitiative Zukunft Bau und der EU, unterstützt wurden. So umfasste die Forschungstätigkeit der Professur zahlreiche Projekte zu verschiedenen Themen:

  • Holzbau an der Hochhausgrenze (Holzbau der Zukunft HTO 1)
  • Bürogebäude in Holzbauweise (Holzbau der Zukunft HTO 3)
  • Ökobilanzierung von Holzgebäuden
  • Bestandsmodernisierung und Bestandserweiterung mit vorgefertigten Holzrahmenelementen (TES energyfacade, smartTES).
  • Systementwicklungen für seriellen Holzwohnbau (Bauen mit Weitblick)
  • Suche nach Vereinfachung des Bauens (Einfach Bauen)
  • Digitalisierung des Holzbaus (Holz&Bim, Bimwood)
  • Holzbaugerechte Planungs- und Vergabeabläufe (Leanwood)
  • Frauen in der Architektur (Gender Equity)
  • Bausystem für Parkgaragen in Buchenfurnierschichtholz
  • Kreislaufgerechtes Bauen mit Holz (circularWOOD)
  • Material-und Energieeffiziente Holzbausysteme (LaNasys)

Darüber hinaus setzte Hermann Kaufmann an der Professur mit seiner Mitarbeit bei der Bauteildatenbank www.dataholz.com und der kuratorischen Tätigkeit für die Ausstellung „Bauen mit Holz — Wege in die Zukunft“ weitere zentrale Projekte um.
Schlüsselpublikationen, an denen Kaufmann entscheidend als Verfasser mitwirkte, sind beispielsweise der Ausstellungskatalog Bauen mit Holz – Wege in die Zukunft (Prestelverlag München 2011 + 2016, zusammen mit Winfried Nerdinger) sowie der Atlas mehrgeschossiger Holzbau (Detail Buisness Information GmbH, München 2017, zusammen mit Stefan Winter und Stefan Krötsch).

Nicht zuletzt war auch die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Unterstützung von Aktivitäten zur Steigerung des Holzbauwissens in der breiten Gesellschaft ein wesentlicher Schwerpunkt der Professur. Dazu trug besonders die Ausstellung „Bauen mit Holz — Wege in die Zukunft“ bei, die jeweils mit großem Erfolg an den ersten Ausstellungsadressen dreier Städte (Pinakothek der Moderne München, Künstlerhaus Wien, Gropiusbau Berlin) gezeigt und von einem umfangreichen Katalog begleitet wurde. Auch die Vorstandschaft beim Forum Holzbau sowie die Konzeption und Detailplanung von mobilen PR-Objekten für ProHolz (Schauholz, wood, woodpassage) hatten maßgeblichen Einfluss auf die öffentlichkeitswirksamen Tätigkeiten der Professur.

Zum April 2021 verabschiedete sich Prof. Hermann Kaufmann von der TUM in den Ruhestand. Prof. Stephan Birk trat die direkte Nachfolge mit dem Lehrstuhl für Architecture and Timber Construction an.