Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Gerhard Hausladen

Der Ordinarius des Lehrstuhls für Bauklimatik und Haustechnik geht zum 1. Oktober 2013 in Ruhestand – ein Rückblick

 

„Alle Welt in Berlin kennt die Namen der Architekten, die an den Ideenwettbewerben für den Potsdamer Platz teilgenommen haben, und jeder weiß, wer sie gewann und wer welches Quartier und welchen Block gebaut hat. Aber niemand kennt die Namen der Ingenieure. Das ist nicht neu. Die Männer der Technik hat der Ruhm noch nie verwöhnt. Weder Mit- noch Nachwelt hat sich bisher sonderlich bemüht, Kränze zu winden denen, die mit machtvollem Können am Riesengebäude der Technik gearbeitet haben. Es liegt vielleicht am Spezialistentum und an der Sprache von Ingenieuren, die im Unterschied zu den sichtbaren Formen und Gestalten der Baumeister abstrakt ist. Die Eleganz ihrer Arbeit besteht darin, dass sie unauffällig ist. Die gelungensten Lösungen sind jene, denen man nicht ansieht, dass sie ein Problem gelöst haben. So entsteht die Illusion, als gäbe es sie gar nicht.“

 

Mit diesem Zitat von Karl Schlögel aus „Promenade in Jalta“, beginnen sie häufig, die Vorträge und Vorlesungen von Gerhard Hausladen. Der Ordinarius des Lehrstuhls für „Bauklimatik und Haustechnik“ an der TU München hat in den letzten Jahren den Bereich des energieeffizienten und nachhaltigen Planens und Bauens weit über die Grenzen von München hinweg geprägt. Seine Art dieses Thema zu hinterfragen und in der heutige Baupraxis anzuwenden hat viele Studierende, Fachleute und Zuhörer begeistert und geprägt. Zunächst studieret der gebürtige Münchner Luft- und Raumfahrttechnik an der TUM und reist ein Jahr lang durch die USA. Er will wissen, wie Ingenieure dort arbeiten und die Menschen kennenlernen, um ihr Handeln zu verstehen. Diese Reiselust und das Interesse an anderen Menschen und Kulturen wird ihn in seinem weiteren Werdegang nie verlassen und ist ein Grundstein für sein Denken und Handeln, auch wenn sein Lebensmittelpunkt immer seine Heimat München geblieben ist.

 

Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums lehnt er vielversprechende Angebote aus der Wirtschaft ab und entscheidet sich der Universität in München treu zu belieben. Neun Jahre unterrichtet er an der  Architekturfakultät im Bereich Haustechnik und Bauphysik, um 1981 mit Abschluss seiner Promotion die Zeit  dort zu beenden. 

 

Wer sollte schon ahnen, dass er nach Jahren in der Industrie und einer erfolgreichen Bürogründung wieder in die Lehre zurückkehren würde. Zunächst kommt 1992 der Ruf an die Universität Kassel, damals noch Gesamthochschule. Es muss sich zur Jahrtausendwende bis nach München herumgesprochen haben, dass die technische Gebäudeausrüstung, wie Gerhard Hausladen sie in Kassel lehrt, durchaus Freude bereiten kann und so folgt nach neun Jahren Pendelei zwischen Kassel und München der Ruf zurück an seine Alma Mater. Neben der Gründung des „Zentrum für Umweltbewusstes Bauen“. In Kassel ist er in dieser Zeit bekannt für seine Heimfahrten zum Semesterende per Fahrrad bis nach München. Es war, wie er sagt, eine Umstellung von den liberalen Studienformen in Hessen, in das eher konservative Universitätsleben nach Bayern zurückzukehren. Es scheint ihm, als würde man in München noch den Talar im Schrank hängen haben, hatte er doch ganz neue und unkonventionelle Vorstellungen, wie er Bauphysik und Haustechnik vermitteln wolle. Als erstes wurde die Bauklimatik als Begriff eingeführt und in den Lehrstuhlnamen aufgenommen. Die Bauklimatik, die das ganzheitliche  Zusammenspiel von Raumklima, Behaglichkeit und Gebäudetechnik als Begriff beinhaltet, beschreibt seine Haltung bis heute auf den Punkt genau. Mit dem verstaubten Image des Faches sollte Schluss sein. Klassische, monatelange Taupunktberechnungen, U-Wert  Bestimmungen und Auslegungen von   Haustechnikanlagen sollten zwar noch gelehrt werden, allerdings hat sich das Augenmerk bis heute auf der Anwendung in der Projektarbeit verschoben. Im Fokus der Lehre von Gerhard Hausladen steht die Vermittlung der Zusammenhänge von Architekturentwurf, passivem Gebäudekonzept, notwendiger  Haustechnik zur Schaffung eines behaglichen Raumklimas, Energieverbrauch und Energieversorgung. Sein Erfolg mit dieser Strategie heranwachsende Architekten/-innen auch für ein „Nebenfach“  zu begeistern zeigt sich schnell und wird mit hohen Teilnehmerzahlen im Sommer- wie Wintersemester honoriert. Vor allem die Verleihung des „Preises für gute Lehre“ des Freistaates Bayern 2009 war für ihn eine sehr große Freude. Das Schönste daran ist, so seine Aussage, dass die Initiative und der Vorschlag hierfür von seinen Studierenden ausgegangen war. So dauert es nach seiner Berufung 2001 auch nicht lange und aus dem Lehrstuhl für „Bauklimatik und Haustechnik“ wird bei allen an der TUM  „Der Lehrstuhl Hausladen“. 

 

Die Bekanntheit weit über die bayerische Grenze hinaus verdankt der Lehrstuhl jedoch nicht nur seiner individuell geprägten Lehre. Die Forschung wird seit 2001 kontinuierlich aufgebaut und in verschiedenen Schwerpunkten immer weiterentwickelt. Zu Beginn endet der Untersuchungsraum noch an und mit der Fassade als Systemgrenze des Innenklimas zum Außenklima. Ab 2006 erweitern sich die Betrachtungen auf den kommunalen und regionalen Raum. Die Themen der regenerativen Energieversorgung und die Betrachtung von Gebäuden als aktive Teilnehmer   in  zukünftigen Versorgungsnetzen werden neben den Untersuchungen   zu Gebäudekonditionierung und Gebäudehülle zu den wichtigsten Schwerpunkten am Lehrstuhl. 

 

Die lange Zusammenarbeit von Gerhard Hausladen als Ingenieur mit Architekten und Gestaltern hat ihn geprägt. So vermittelt er seinen Studierenden und Mitarbeitern stets, dass   die  großen Erfolge und Errungenschaften nur gelingen, wenn verschiedene Disziplinen konstruktiv zusammenarbeiten. Nur wenn gegenseitig die Belange eines jeden ernst genommen werden, können gemeinsam ganzheitliche Lösungen entstehen. Gerhard Hausladen  vertritt die Haltung, dass zukunftsfähige Gebäude und Strukturen nur aus einem gemeinschaftlichen Entwurfs- und Planungsprozess hervorgehen. Diese Einstellung zur Vorgehensweise, wie auch seine Skepsis gegenüber hochtechnisierten Gebäuden, die für ihn wenig leistungsfähig sind und die aus einem zu eindimensionalen Prozess entstehen, fasst er unter dem von ihm geprägten Begriff ClimaDesign zusammen. So ist es auch diese Haltung zum Bauen, die ihn zu Vorträgen, Workshops und Konferenzen in der ganzen Welt begleitet. Seine Ausführungen beginnen dann meist mit dem am Anfang angeführten Zitat von Karl Schlögel. Diese Vorträge helfen in Zukunft, wie schon in der Vergangenheit, die Rollen der einzelnen Ingenieure, und damit den Planungs- und Bauprozess nicht einzeln, sondern als Ganzes zu betrachten.