Portrait Johann Weber

In der aktuellen Ausgabe von TUMcampus ist der Leiter des Technischen Zentrum und Betreuer der Baustoffsammlung Johann Weber portraitiert.

Foto: Astrid Eckert

Holz hat Dipl. -lng. Johann Weber schon immer fasziniert: "DieLebendigkeit des Materials, der Geruch, das Haptische; es strahlt etwas Warmes aus." Der gebürtige Rosenheimer kam erstmals als Kind in der familieneigenen Schreinerei mit dem Werkstoff in Berührung. Seitdem lässt der ihn nicht mehr los.

Auch im Technischen Zentrum der TUM-Fakultät für Architektur, das der Ingenieur mit dem Abschluss in Holztechnik leitet, riecht es nach Holz. Über das Glasdach fallen die Sonnenstrahlen in das Atrium und tauchen den quadratischen Raum im Untergeschoss in helles Licht. Design- und Architektur-Studierende sitzen oder stehen an Arbeitstischen oder Maschinen. Sie zeichnen, sägen, kleben, fräsen, bohren, hämmern und lassen sich in ihrer Konzentration auch nicht von Besuchern stören, denn die Modelle für ihre Semesterarbeiten müssen rechtzeitigfertig werden.

"Es macht einfach Freude, mit den jungen Leuten zu arbeiten. Man erlebt, wie sie sich vom ersten zum letzten Semester weiterentwickeln", berichtet Weber, der seit mehr als 25 Jahren an der TUM arbeitet. Einige der Absolventen wurden später seine Kollegen am Lehrstuhl, mit dem einen oder anderen besteht mittlerweile eine lange Freundschaft.

Dabei widmet der gelernte Zimmerer nur die Hälfte seiner Arbeitszeit dem Lehrstuhl für lndustrial Design, zu dem das Technische Zentrum gehört. Die andere Hälfte hat sich der Lehrstuhl für Baukonstruktion und Baustoffkunde gesichert. Dort betreut Weber die Baustoffsammlung der Architekturfakultät. Diese schätzen nicht nur die Studierenden, auch Geologen, Bauherren und praktizierende Architekten pilgern zum Ausstellungsraum unter der östlichen Hochbrücke des TUM-Geländes an der Theresienstraße.

Granit, Basalt, Tonschiefer, Muschelkalk, Onyx, Marmor... neben vielen anderen Materialien sind insgesamt 1500 Natursteine im Erdgeschoss zu Rechtecken geschnitten und an Stangen aufgehängt. Interessenten können über Herkunft und Geschichte lernen, Farben vergleichen und Wissenswertes erfahren zu mechanischen und haptischen Eigenschaften des Materials. Berühren ist ausdrücklich erlaubt. So lernen die Besucher, dass es unzählige Arten gibt, wie Oberflächen bearbeitet sein können: geschliffen, scharriert, gestockt, gespitzt, gezahnt oder geschliffen. Dementsprechend kann der Naturstein einladend oder abweisend, hell oder dunkel, warm oder kalt wirken. "Das ist die größte Sammlung ihrer Art an Universitäten. Es gibt in Deutschland nichts Vergleichbares", beschreibt Johann Weber den Wert seiner Schätze.

Die Betreuung der Natursteinsammlung hat ihn, den Holzfachmann, zu einem geologischen Experten und Münchenkenner gemacht. Dazu beigetragen hat die Arbeit zum "Natursteinführer München": ein bebildertes, nach Straßen geordnetes Nachschlagewerk, das auf 320 Seiten die Naturstein- und architektonische Seite Münchens beleuchtet. Sieben Jahre lang hat der begeisterte Radler und Bergwanderer Fassaden, Straßen und Plätze studiert, Notizen gemacht und Fotos geschossen."Das hat großen Spaß gemacht. Vielleicht hätte ich noch Geologie studieren sollen", amüsiert sich der 60-Jährige.

TUMcampus 3/2016, Ev Tsakiridou