Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen verzeichnen einige bedeutsame Neuzugänge im Bereich zeitgenössischer Malerei. Diese bilden den Anlass für eine Ausstellung, die den Blick auf die Ausdrucksqualitäten des „Malerischen“ im 21. Jahrhundert richtet.
Der Begriff des „Malerischen“ lässt sich auf den Schweizer Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin (1864 - 1945) zurückführen. In seinem wohl bekanntesten Buch, den „Kunstgeschichtlichen Grundbegriffen“, die vor rund 100 Jahren erschienen, setzt Wölfflin das Malerische vom Linearen ab - oder anders gesagt: Rembrandt von Dürer. Seither kennzeichnet das „Malerische“ die Vorrangstellung der Farbe und ihrer Wirkung vor dem Umriss.
„Paint On“ zeigt Malerei der Gegenwart, die sich ihrer langen Tradition bewusst ist, aber vor dem Hintergrund eines sich seit fünf Jahrzehnten radikal erweiternden medialen Selbstverständnisses durch unterschiedlichste Sicht- und Produktionsweisen permanent aktualisiert.
Ob Jenny Holzer ein militärisches Geheimdokument zu „alternativen Verhörmethoden“ auf einer diffusen Farbfläche schwimmen lässt oder Simone Lanzenstiel die Patina des Urbanen mit Spuren einer digitalen Ästhetik kombiniert - stets lässt sich die Spezifik der Bildwirkung auf Aspekte des Malerischen zurückführen. Bis wann ist Farbe eine autonome Spur des Materials, ab wann definiert Farbe ein gegenständliches Motiv? Definiert Malerei die Haut eines Bildkörpers oder lässt sie einen Körper zum Bild werden? Malerische Qualitäten lassen sich auch in den beiden Videoarbeiten entdecken, wenn das weiße Fell eines Kaninchens zum Bildträger wird oder die grüne Weite einer Parklandschaft als abstrakte Komposition gelesen werden kann.
Ausstellung „Paint On“ bis zum 14.05.2017 in der Sammlung der Moderne
Pinakothek der Moderne
Barer Straße 40
80333 München