Nike Preis 2013

Gratulation an Prof. Florian Nagler: Der BDA verleiht ihm den diesjährigen "Nike Preis für Komposition" für seine Erweiterung der Sanatoriumsanlage Tannerhof in den Bayerischen Alpen um einen Hotelbetrieb.

 

Nike für Komposition

Der Bund Deutscher Architekten BDA verleiht seinen Architekturpreis "Nike" alle drei Jahre. Die "Nike für Komposition" geht dieses Jahr an Prof. Florian Nagler, Lehrstuhl für Entwurfsmethodik und Gebäudelehre, für die Erweiterung des Hotels Tannerhof in Bayrischzell.

Juryvotum

Der Tannerhof ist ein Traditionshaus in den Bayerischen Alpen, das seit seiner Gründung im Jahr 1904 in Familienbesitz geführt wird. Und der Tannerhof ist ein Haus, das mit der Zeit geht: Mit der anstehenden Sanierung sollte die Sanatoriumsanlage um einen Hotelbetrieb erweitert werden. Die Bauherren stellen gemeinsam mit Florian Nagler Architekten aus München unter Beweis, wie eine regionale Bautradition auf hohem Niveau weiterentwickelt werden kann, ohne dabei auf museale Elemente zurückgreifen oder das vorhandene Erbe verleugnen zu müssen.

Umfangreich ist der Eingriff in die bauliche Struktur des Tannerhofes – und doch schreibt der neue Dachstuhl den ursprünglichen Bauernhauscharakter mit viel Gespür für das traditionelle Erscheinungsbild fort. Die behutsame Erweiterung, die mit dem neuen Dach weitere Gästezimmer in der oberen Etage entstehen ließ, kombiniert mit großem Verständnis für handwerkliche Qualitäten das Vorhandene mit dem Hinzutretenden. Materialwahl und Ausführung bleiben traditionell, lassen jedoch durchaus selbstbewusst zeitgenössische Verarbeitung und Anmutung erkennen. Auch im Inneren setzt sich das sensible Verknüpfen der in Material, Form und Gestalt ablesbaren Zeitschichten zu einer durchgehenden Einheit fort.

Ergänzend zum Umbau der Hofanlage entstanden vier zusätzliche Lufthütten, die – verteilt auf dem rückwärtigen Hanggelände – das Zimmerangebot des Hofes erweitern. Gemeinsam mit den bestehenden Hütten setzt sich das im Haupthaus ausgeglichene Verhältnis von Alt und Neu im Garten fort. Auch hier interpretiert die Architektur das Vorhandene: Das Konzept der benachbarten historischen Turmhäuser aus der Gründerzeit wird in das Raumgefühl unserer Zeit überführt. Die Zimmer in Quaderform mit eingeschnittenen Fenstern und Balkon stapeln sich zu „Hüttentürmen“ übereinander und bilden so Kontrapunkte zum Bestand und zur umgebenden Landschaft.

Einfache Materialen wie Brettsperrholz auf betonierten Sockelgeschossen zeigen bewusst einen schnörkellosen und zeitgemäßen Materialeinsatz. So bewahrt sich der Tannerhof in Bayrischzell den Charme der regionalen Baukultur. Das neue "alte" Ensemble wird durch die gelungene Komposition von Materialien und Proportionen unter Einbeziehung der umgebenden Landschaft in einzigartiger Weise geprägt und im Hier und Jetzt verankert.