Neue Matthäusfigur in der Theatinerkirche

Mit der Aufstellung des Matthäus ist die Figurengruppe der vier Evangelisten im Altarraum der Münchner Theatinerkirche seit dem 3. Mai 2017 wieder komplett. Die Koordination und Planung dieser Vervollständigung – vom Entwurf bis zur Aufstellung – organisierte Prof. Erwin Emmerling vom Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft der Fakultät für Architektur. Weitere Beteiligte am Wiederherstellungsprozess waren das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege sowie die Bauer’sche Barockstiftung.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Im Auftrag der Katholischen Kirchenstiftung St. Kajetan hat der römische Bildhauer Giuseppe Ducrot die im Krieg verloren gegangene Figur neu geschaffen. 2016/17 entstand seine Neuschöpfung des Matthäus in mehreren Modellen. Der Bildhauer Gregor Prugger aus St. Ulrich in Gröden hat das Modell gemeinsam mit ihm in Lindenholz umgesetzt.

Die Theatinerkirche wurde 1663 von Kurfürstin Henriette Adelaide von Savoyen gestiftet. Für die Chorschranke schuf der Münchener Bildhauer Balthasar Ableithner (1613-1705) vier überlebensgroße Evangelistenfiguren aus Lindenholz. 1944 zerstörte ein Luftangriff die Chorschranke weitgehend und mit ihr die Figur des Matthäus. Während der Hl. Lukas durch das Feuer schwer geschädigt wurde, blieben die Figuren der Evangelisten Markus und Johannes weitgehend erhalten. Sie wurden in den Obergeschossen der Querhausaltäre aufgestellt – erst 2004 kamen sie mit Unterstützung des Staatlichen Bauamts München I zurück in den Altarraum. Mit der finanziellen Förderung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gelang die Ergänzung der bis dahin nur in Fragmenten erhaltenen Lukasfigur; die Teilrekonstruktion führte Prof. Jörg Maxzin aus.

Von der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Figur Ableithners sind nur Schwarz-Weiß-Fotos erhalten – eine Kopie des verlorenen Originals war damit nicht möglich. Der „neue“ Matthäus schließt nun die Lücke am Hochaltar: Er passt sich in Größe und Ausdruck den barocken Figuren Ableithners an – und ist zugleich doch als Neuschöpfung erkennbar, ohne alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Noch fällt er als Lindenholzfigur auf; in einigen Wochen erhält das Holz dann eine helle Grundierung. In naher Zukunft wird an allen vier Evangelistenfiguren die weiße Fassung wiederhergestellt.

Die Zusammenarbeit mehrerer Beteiligter war die Grundlage für die Vervollständigung der Figurengruppe: Die Koordination der Maßnahme lag in den Händen von Prof. Erwin Emmerling, Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege unterstützte die Wiederherstellung der Evangelistengruppe mit der Entwicklung des denkmalpflegerischen Konzepts und der fachlichen Beratung. Die Bauer’sche Barockstiftung, eine private Münchener Stiftung, die sich der Pflege der Barockkultur widmet, hat vollständig die Finanzierung für diese Neuschöpfung, vom Entwurf bis zur Fertigstellung, übernommen.

(Aus dem Pressetext des Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Dorothee Ott)