Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Strukturwandels in Europa gewinnt die Qualifizierung vorhandener Bauwerke und Räume in der Architektur an Bedeutung. Im Blickfeld stehen die Bildung kultureller Maßstäbe, die sozial- und ökologisch nachhaltige Instandsetzung und Wiederverwendung, Ressourcenschonung und Nutzerorientierung.
Es handelt sich um die Wiederbesetzung der Professur Entwerfen und Denkmalpflege mit dem zeitgenössischeren Fokus der integrierten Qualifizierung vorhandener Bauwerke und städtischer Räume.
Die Professur befasst sich mit der Gestaltung, Realisierung und Nutzung der gebauten Umwelt. Dabei steht die ökologische, ökonomische und kulturelle Lebenszyklusbetrachtung von Hochbauten im Vordergrund. Von der Professur wird eine integrierende Funktion durch Kooperation mit den bautechnischen und geschichtswissenschaftlichen Lehr- und Forschungseinheiten erwartet.
Die Fakultät für Architektur der TU München verfügt bereits jetzt über einen starken Schwerpunkt im Bereich des Umgangs mit vorhandener Bausubstanz. Die Lehrstühle für „Baugeschichte, Historische Bauforschung und Denkmalpflege“ (Prof. Dr. Manfred Schuller), „Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft“ (Prof. Dr. Erwin Emmerling) und „Tragwerksplanung“ (Prof. Dr. Rainer Barthel, der über Deutschland hinaus einer der Spezialisten im ingenieurhaften Umgang mit geschädigter alter Bausubstanz ist) belegen eindrucksvoll die diesbezüglich bereits vorhandene Kompetenz innerhalb der Fakultät (siehe beispielsweise Projekt TUM Study and Residence Center Raitenhaslach). Das hier zum Ausdruck kommende Potential der Fakultät soll durch die Professur für „Entwerfen, Erhalten und Erneuern“ weiter gestärkt werden und der Fakultät langfristig eine führende Rolle im Bereich des Bauens im Bestand sichern.
Hild gehört zu einem kleinen Kreis von Architekten, die dazu beitrugen, dass sich die Sehgewohnheiten, als das Ornament als Thema in die Architektur zurückkehrte, entscheidend geändert haben. Dem Ornament als Ausgangspunkt folgte später die Frage, wie die gestalterischen Vorstellungen auf Materialien übertragen werden können.
Bemerkenswert ist die Breite und Vielfalt seiner Auseinandersetzung mit dem Bauen im Bestand. Sie umfasst die Denkmalpflege, architektonische Interpretation historischer Themen und Typologien, Materialtechnologie, Konstruktion und Herstellungsverfahren gleichermaßen.
Die Abwicklung des Berufungsverfahrens hat weniger als ein Jahr Laufzeit in Anspruch genommen. Andreas Hild war gleichzeitig für Professuren am Karlsruher Institut für Technologie sowie der Delft University of Technology im Gespräch.
Andreas Hild
Andreas Hild hat an der ETH Zürich und der Technischen Universität München studiert und dort 1988 mit Diplom abgeschlossen. Von 1991 bis 1996 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Prof. Rudolf Wienands. Darüber hat er immer wieder Vertretungsprofessuren (1996 - 1998 an der Universität Kaiserslautern) und Gastprofessuren (1999 - 2001 an der FH München, 2003 - 2004 an der HfbK Hamburg, 2005 - 2007 an der TU Graz, 2009 – 2010 an der TU Darmstadt, seit 2012 ist er Gastprofessor an der TU München) angenommen und verfügt daher über einschlägige Erfahrung in der Lehre.
Seit 1992 führt er sein eigenes Büro, in dem ein von Anfang an international beachtetes Werk entstand. Dieses wurde vielfach publiziert, in Ausstellungen präsentiert und mit zahlreichen Priesen und Anerkennungen ausgezeichnet. Er ist ein gefragter Gastkritiker und Vortragender an internationalen Hochschulen (u.a. Delft, Harvard und Zürich). Andreas Hild war Gestaltungsbeirat der Städte München und Bregenz und ist Fachpreisrichter, bzw. Juryvorsitzender in zahlreichen Wettbewerbsverfahren.
Mit seinem Büro führt er auch Forschungsvorhaben durch. Beispielsweise sei hier ein Forschungsprojekt im Rahmen der Forschungsinitiative "Zukunft Bau" genannt: Forschungsarbeit - WDVS Modulation (Modulationsmöglichkeiten der Gebäudeaußenhaut mittels wärmesensitiver Aufnahmeverfahren).