Moderne in Afrika

Ein Vortrag am 15.06 um 18:00 Uhr von Simone Bader am Institut für Kunstgeschichte der LMU zu "Moderne in Afrika. Italienische Kolonialarchitektur zwischen Anspruch und Realität".

Fiat-Tankstelle in Asmara, Giuseppe Pettazzi 1937; Foto: Simone Bader


Kolloquium zur Kunst Afrikas
Sommersemester 2015

Vera Simone Bader (TU München)
Moderne in Afrika. Italienische Kolonialarchitektur zwischen Anspruch und Realität

Nachdem italienische Soldaten 1886 den ostafrikanischen Landstrich direkt am Roten Meer okkupiert und ihm den Namen „Eritrea“ gaben, wurde die Kultur des Landes in vielerlei Hinsicht tiefgreifend verändert. Die Kolonialregierung regulierte auf der einen Seite die Bauweise der Einheimischen, um eine bessere Kontrolle des „Fremden“ zu gewährleisten und veränderte dadurch ihre sozialen Beziehungen grundlegend; auf der anderen Seite errichteten die neuen Siedler im gesamten eroberten Gebiet städtische Zentren ausschließlich für sich selbst und ihresgleichen. Das galt besonders für die im Hochgebirge gelegene Stadt Asmara – die heutige Hauptstadt Eritreas. Von hier aus konnte aufkeimender Widerstand der afrikanischen Bevölkerung wirkungsvoller bekämpft werden. In den darauffolgenden 40 Jahren wuchs Asmara mit Wohn- und Geschäftshäusern, Verwaltungsgebäuden, Freizeiteinrichtungen und religiösen Stätten zu einer größeren Stadt mit moderner Architektur, die bis heute erstaunlich gut erhalten geblieben ist. In dem Vortrag „Moderne in Afrika. Italienische Kolonialarchitektur zwischen Anspruch und Realität“ werden die politischen und gesellschaftlichen Intentionen hinter dem „Sprung in die Moderne“ beleuchtet und dabei besonders der Zeitraum unter faschistischer Kolonialregierung ins Blickfeld gerückt. Was waren die Ansprüche und Ziele der neuen Siedler, die 1935 im Zuge des italienisch-äthiopischen Krieges nach Asmara kamen? Inwieweit verwirklichten sie als Bauherren die Visionen Mussolinis, der ein neues „Imperium“ zu gründen beabsichtigte und dafür eine Raumrevolution vorsah, die seine politische Doktrin in Stein abbilden sollte? Und nahmen Asmaras Architekten und Ingenieure auch an der in Italien geführten Diskussion um eine koloniale Architektur teil? Fragen, die nicht zuletzt vor dem Hintergrund des stetig steigenden Interesses an Asmaras Architektur betrachtet werden sollen.

Moderation
Prof. Dr. Kerstin Pinther

Wann
Montag, 15.06.2015, 18-20h

Wo
Institut für Kunstgeschichte, LMU
Zentnerstraße 31 I Raum 004