In Memoriam Helmut Gebhard

Mit Verehrung denken wir an unseren Kollegen, Ordinarius für Entwerfen und Ländliches Bauwesen an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität München von 1967 - 1993. Mit seinem weiten Blick und seiner erfrischenden Menschlichkeit hat er unsere Fakultät geprägt.

Helmut Gebhard, 2014


In Memoriam Helmut Gebhard

„Von zukunftsfähiger Baukultur zu sprechen bedeutet, das eigene Werk nicht nur auf einen schnellen Erfolg bei der heutigen Generation abzustellen, sondern weitergespannte zeitliche und räumliche, materielle und energetische Wechselbeziehungen zu sichten und mit dem Bewusstsein sozialer Verantwortlichkeit in die eigenen Planungen und Bauten einzubeziehen.“
Helmut Gebhard


Mit Helmut Gebhard hat die Bayerische Baukunst einen ihrer profiliertesten Architekten und engagiertesten Lehrer und Forscher verloren. Er war von 1967 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1993 Inhaber des Lehrstuhls für Entwerfen und Ländliches Bauwesen an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität München.

Helmut Gebhard schloss sein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule München 1953 mit dem Diplom ab. Nach der Großen Staatsprüfung im Jahr 1955 begann er seine Laufbahn bei der Bayerischen Staatsbauverwaltung, die ihn über München, Freising und Nürnberg nach Regensburg führte. Hier übernahm er als erster Amtsvorstand des Universitätsbauamtes die Verantwortung für die Planung und den Bau der neugegründeten vierten Landesuniversität, die im Wintersemester 1967/68 den Vorlesungsbetreib aufnahm.

Bereits 1956 gewann er als junger Regierungsbaurat zusammen mit Clemens Weber seinen ersten Architekturwettbewerb für ein Ämtergebäude in Nürnberg. Große bauliche Realisierungen, wie die Erweiterung des Maximilianeums in München, oder der Neubau des Martin-Behaim-Gymnasiums in Nürnberg sollten unter seiner Federführung folgen. Neben seinem baulichen Wirken erforschte Helmut Gebhard in seiner Dissertation „System, Element und Struktur in Kernbereichen alter Städte“ die übergeordneten Gestaltregeln, die zu Form, Raum und Ausdruck der Stadt führen.

Helmut Gebhard wurde 1967 an den neugegründeten Lehrstuhl für Entwerfen und Ländliches Bauwesen der Fakultät für Architektur der TH München berufen. Sein heller, freier Geist und seine Motivationskraft begeisterte eine Generation kommender Architekten. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1993 lehrte er Entwerfen als Dialog von analytischer Präzision und künstlerischer Intuition. In seinen Forschungen machte er wie kein anderer die Zusammenhänge des Zusammenwirkens von Gesellschaft, Ort, Struktur und Raum in methodischer Präzision benennbar. Er machte dabei Prozesse der Interaktion begreifbar und damit aktiv steuerbar. Seine Methodik ist heute Vorbild.

Seiner Überzeugung, dass ein lehrender und forschender Architekt auch ein vorbildhaft Bauender sein müsse, verdanken wir großartige Bauten, wie das Domgymnasium in Freising, die Kurbauten in Bad Birnbach, die Erweiterung des Klosters Seligenthal in Landshut, die Kirche St. Christophorus in Neukeferloh, das Seminargebäude in Grub, die Erweiterung des Dominikanerinnenklosters in Dießen am Ammersee und die Landvolkshochschule Wies in Steingaden.

Durch sein unermüdliches Engagement für die gesellschaftliche Bedeutung der gebauten Umwelt gab er der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, deren Abteilung Bildende Kunst er zehn Jahre als Direktor vorstand, der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, dem Bayerischen Landesdenkmalrat und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege seine Stimme. Sein Wirken wurde mit dem Fritz Schumacher Preis, der Leo-von-Klenze-Medaille und dem Bayerischen Verdienstorden gewürdigt.

Helmut Gebhard ist am 4. August 2015 gestorben.

Dietrich Fink