Holzhochhaus

Auf dem Areal einer ehemaligen US-Kaserne erfolgt die Errichtung von Geschossbauprototypen aus Holz bis zur Hochhausgrenze. Prof. Hermann Kaufmann ist in die Entwicklungsarbeit involviert

 

Auf dem Areal einer ehemaligen US-Kaserne im bayrischen Bad Aibling entwickelt das Büro Schankula Architekten ein Konzept für die Errichtung von Geschossbauten aus Holz bis zur Hochhausgrenze. Das Projekt „Holz acht“ wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt unterstützt und ist eingebettet in das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Projekt „Nullenergiequartier Bad Aibling". Mit dem Pilotprojekt soll gezeigt werden, dass Holz auch bei Geschosswohnungsbauten im urbanen Raum konventionelle Materialien ersetzen kann.

Arthur Schankula ist Entwickler mehrerer Holz-Bausysteme, meist im Rahmen öffentlich geförderter Forschungsaufträge. Durch seine Mitarbeit im Netzwerk Holz der TU München setzt er sich mit den Möglichkeiten des Holzbaus auseinander.

Da man mit Holzbauten im Geschosswohnungsbereich in vielen Bereichen Neuland betritt, ließ sich das Planungsteam durch das IFT-Schallschutzzentrum sowie durch die Technische Universität Münchenunterstützen. Das Projekt demonstriert, dass Holz auch bei hohen Gebäuden als Grundbaustoff einsetzbar ist und konventionelle Baustoffe ersetzen kann.

Längst ist das Bauen mit biogenen Werkstoffen eine Hochtechnologie, die sich in Deutschland zu einem wichtigen Markt entwickelt. Holz 8 wurde größtenteils in einer Werkhalle gefertigt. In sechs Wochen war der Rohbau fertig. Es ist das derzeit höchste Holzhaus in Deutschland.

"Holz ist ein komplexes Material, das gut durchdacht werden muss", sagtHerrmann Kaufmann. Der Architekt leitet das Fachgebiet Holzbau an der Technischen Universität München. Dass sich das Bauen mit natürlichen Baustoffen wachsender Nachfrage erfreut, liegt an der Energiebilanz des Holzes. "Lange ging es vor allem um die Energieeffizienz beim Bauen, jetzt wendet man sich den regenerierbaren Baustoffen zu", erklärt Prof. Kaufmann.

Holz wächst nach. Hermann Kaufmann hat kürzlich eine Rechnung aufgestellt. Würde das gesamte Neubauvolumen in Deutschland aus biogenen Werkstoffen gebaut, würde nur ein Drittel des jährlich hierzulande verwertbaren Holzes verbraucht.

Der 2,6 Millionen Euro teure Prototyp in Mietraching ist als Systembau ein fertiges Produkt. Genau dort liegt das größte Potential der Holzbaubranche: im mehrgeschossigen Bauen, im städtischen und sozialen Wohnungsbau.

Lange hat die Bauwirtschaft die Holzindustrie vernachlässigt: "Es gibt eine Urangst vor Feuer", berichtet Hermann Kaufmann. "Erinnerungen an Katastrophen stecken tief in den Köpfen der Menschen."