Bereits in der Vergangenheit sorgte Benedikt Hartl mit seinen provokativen Vorschlägen immer wieder für internationale Aufmerksamkeit. Erst letztes Jahr reichte Hartl (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Baukonstruktion und Baustoffkunde) gemeinsam mit TUM Masterstudent Thomas Haseneder bei einem öffentlichen Wettbewerb einen Entwurf ein, der vorsah den Buckingham Palace in Sozialwohnungen umzubauen. Die Medienresonanz für das utpoische Konzept war groß.
Zu Zeiten der Corona-Krise zeigt der Gründer des Büros Opposite Office ein weiteres Mal, wie leerstehende Flächen in Notsituationen umgenutzt werden könnten. Hartl schlägt vor, den noch nicht in Betrieb genommenen Berliner Flughafen “BER” als Corona-Notklinik zu nutzen. Seine Idee beinhaltet ein fließendes Band von Raumteilern, das die einzelnen Krankenbetten voneinander trennen. Der runde Grundriss der Behandlungskabinen mit alternierender Öffnungsseite sorgt für die notwendige Isolation der Patienten, ohne den sonst üblichen Lazarett Charakter.
Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erläutert Hartl wie naheliegend seine viel diskutierten Überlegungen zur Umnutzung von leerstehenden Großbauten sind. Der Berliner Flughafen bietet 220.000 Quadratmeter überdachte Fläche, die trotz ihrer isolierten Lage gut an die Infrastruktur der Millionenstadt angebunden sind. Sicherlich entspräche sein Vorschlag nicht den gängigen Brandschutzregularien, allerdings verweist Hartl auf das Engagement der chinesischen Regierung um in einer Notsituation das Unmögliche zu ermöglichen. Auch die deutsche Bürokratie müsse in Extremsituationen flexibel auf veränderte Anforderungen eingehen.
Anpassungsfähig soll auch das Konzept der temporären Klinik sein. Wichtiges Entwurfskriterium war für Hartl, dass seine Idee ebenfalls europäischen Nachbarländern helfen kann und in möglichst vielen ungenutzten Gebäuden realisierbar ist. Die Öffnung des Berliner Flughafens ist nach zahlreichen Verspätungen nun auf kommenden Herbst angelegt. Nach Hartl wäre der Bevölkerung mit einer Klinik besser gedient als mit einem weiteren Flughafen – besonders in Zeiten der Corona-Pandemie.
Das internationale, mediale Interesse auf Hartls jüngsten Vorschlag ist erneut groß. Neben der Süddeutschen Zeitung erschienen Interviews bei den Architekturmagazinen Archithese und Baumeister, sowie Veröffentlichungen bei u.a. Archdaily, Dezeen, Designboom und weitere Zeitungsberichte in über zehn verschiedenen Ländern.