„Entschuldigen Sie bitte, wo ist die Toilette?“

Studierende der Fakultät sind in einer Semesteraufgabe auf die Suche nach Toiletten in öffentlichen Gebäuden und Bauten des Gesundheitswesens gegangen. Dabei ging es vor allem um die Frage der Ausschilderung und Auffindbarkeit der WC-Räume, sowie um deren Ausstattung und barrierefreie Ausgestaltung nach DIN 18040-1:2010-10. Die studentischen Ergebnisse der Semesteraufgabe stehen online zur Verfügung.

Dr. Birgit Dietz, Lehrbeauftrage für „Krankenhausbau und Bauten des Gesundheitswesens“ an der Architektur - sowie an der medizinischen Fakultät der TUM mit besonderem Forschungsschwerpunkt „demenzsensible“ Krankenhäuser, erläutert den Hintergrund der Aufgabe: „Es ist sicher jedem Menschen schon einmal so gegangen, wenn er unterwegs war. Man sucht dringend eine Toilette und findet sie nicht oder nur auf Umwegen. Wenn schon uns, also Menschen ohne kognitive Einschränkungen oder Einschränkungen der Mobilität, dies so geht; wie oft müssen dann ältere Menschen, Menschen mit Mobilitätseinschränkung oder Menschen mit Demenz bei ihrer Suche nachfragen oder sogar aufgeben. Und hat man sie dann endlich gefunden, die Toilette, dann stellt sich die Frage, ob deren Gestaltung barrierefreie Nutzung ermöglicht.“ Diese Fragen galt es für die 10 Studentinnen und Studenten der Architektur per Fotos, Plan und Vermassung zu beantworten und zu dokumentieren.

Zur Zusammenfassung der Semesterarbeiten zum Seminar „Entschuldigen Sie bitte, wo ist die Toilette?“

Insgesamt 18 öffentliche Gebäude in München, Augsburg, Dachau und Edinburgh wurden unter die Lupe genommen, darunter Museen, Rathäuser, Bahnhöfe und Kliniken. Das Fazit aller Arbeiten: Unzählige Male mussten die Studierenden aufgrund unzureichender, nicht auffindbarer oder schlecht lesbarer Hinweisschilder die Frage stellen: „Entschuldigen Sie bitte, wo ist die Toilette?“ Erstaunlich auch, dass die Hälfte der als behindertengerecht ausgeschilderten WCs nicht barrierefrei nach DIN 18040-1:2010-10 nutzbar war. Deutlich wurde auch, dass in vielen Fällen schon ein deutlich sichtbarer Leuchtdichtekontrast zwischen Boden, Wänden und sanitären Anlagen und Armaturen, die Nutzung der Toiletten insbesondere auch für ältere und gegebenenfalls an einer Demenz erkrankte Menschen vereinfachen würde.

Grundsätzlich geht es Dr. Dietz mit solchen Aufgabenstellungen darum, junge Menschen, die in ihrem Berufsleben mit den Themen Architektur, Gestaltung und Bauen zu tun haben werden, durch eigenes Erleben anschaulich für Funktionalitäten im Alltag zu sensibilisieren und zwar auch für Nutzer, die durch kognitive Einschränkungen oder Mobilitätseinschränkungen besondere Anforderungen an die Umgebungen haben. Ziel sollte immer sein, für Menschen, die sich weniger gut an die Umwelt anpassen können, die Umgebung an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen. 

Birgit Dietz beschäftigt sich seit ihrer Promotion 1994 („Das Universitätsklinikum Heidelberg als Beispiel für den Neubau von Universitätskliniken in Deutschland nach 1945 ...“) mit Themen des Gesundheitswesens und lehrt seit 2008 an der TU München das Fach „Krankenhausbau und Bauten des Gesundheitswesens“ an der Fakultät für Architektur sowie „Architektur für Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Menschen mit Demenz“ an der Fakultät für Medizin. 2012 begann sie mit dem Aufbau des Bayerischen Instituts für alters- und demenzsensible Architektur (BIfadA).