Eine Schulaula für Tansania

Zum Mittagessen müssen die Schüler aus Kibwigwa in Tansania jeden Tag durch die sengende Hitze nach Hause und wieder zurück laufen. Für manche ein zusätzlicher Weg von drei Stunden täglich. Architektur-Studierende der Technischen Universität München (TUM) haben sich eine Lösung für dieses Problem überlegt: Eine Schulaula aus Holz.

Architektur-Student Mattia Zucco bei der Arbeit am Zollinger-Lamellendach vor dem Nordgebäude der TU München. (Bild: Theresa Blömer / TUM)


Wer in diesen Tagen die Theresienstraße entlanggeht, wird sich vielleicht über die bogenförmige Holzkonstruktion wundern, die vor dem Nordgebäude der TU München steht. Tatsächlich steckt hinter dem sogenannten Zollinger-Lamellendach ein engagiertes Projekt angehender Architektinnen und Architekten. Studierende des Fachgebiets Holzbau wollen ab August eine Schulaula in Kibiwgwa in Ostafrika errichten – und üben nun bereits den Aufbau. "Wir wollten anhand des Modells testen, wie sich die Konstruktion aufbaut und einige Belastungstests durchführen", erklärt Architekt Martin Kühfuss. 

Der Hintergrund: Um die Kibwigwa Secondary School in Tansania zu erreichen, müssen die Kinder aus dem ländlichen Raum zum Teil eineinhalb Stunden laufen. Das Mittagessen nehmen sie zuhause ein – um danach wieder in die Klassenzimmer zurückzukehren. Einige Schüler sind daher täglich viele Stunden in der sengenden Hitze unterwegs. Hier kommt die Holzkonstruktion der TUM-Studenten zum Einsatz. Das Gebäude soll vor allem als Mensa dienen, darüber hinaus kann es aber auch für Gottesdienste, Theateraufführungen und andere Veranstaltungen genutzt werden.  

Einfache Umsetzung mit wenig Rohmaterial

Die Studenten hatten verschiedene Entwürfe für das Gebäude erstellt. Wichtig war dabei vor allem, dass sich das Projekt vor Ort mit einfachen Mitteln umsetzen lässt. Und das ist mit der historischen Zollinger Bauweise möglich, erklärt Kühfuss. "Es lassen sich im Vergleich zu einem Dach üblicher Bauweise 40 Prozent des Baustoffes einsparen." 
Ein Baugerüst ist nicht notwendig. Die Lamellen, die alle auf die gleiche Größe zugeschnitten sind, werden am Boden Schritt für Schritt aneinander gefügt. Durch den trapezförmigen Zuschnitt der Lamellen krümmt sich das Bogentragwerk von selbst. Um die Konstruktion im Gleichgewicht zu halten, werden Zugbänder eingesetzt. 
Mitte August werden 30 Projektbeteiligte, darunter 25 Studenten, nach Tansania  fliegen, um dort gemeinsam mit einheimischen Arbeitern das Gebäude zu errichten. Und auch wenn in München schon geübt wurde – die Bedingungen in Afrika werden härter sein. Und zwar nicht nur, was das schwülheiße Klima betrifft. Hier muss mit einfachen Mitteln gearbeitet werden. Während zum Beispiel das Zuschneiden der Holzlamellen in München mit digitalen Tischkreissägen passgenau erfolgte, werden die Holzstücke in Afrika von Hand bearbeitet.

Zum Projekt: 
Pater Ferdinand Barugize aus Tansania und der Österreicher Willi Preuner haben die gemeinnützige Organisation Azubi Kibwigwa gegründet, um die Ausbildungsmöglichkeiten in dem Gebiet zu verbessern. Die Schule soll mit der Zeit zu einem Internat ausgebaut werden. Die Schulaula ist Teil dieses Konzepts.