Ab 1884 stieg das Deutsche Reich neben Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden zur viert-größten Kolonialmacht auf. Spezifikum des Deutschen Kolonialismus war hierbei, dass er mit Kolonien in Afrika (Deutsch Ost- bzw. Südwestafrika, Kamerun, Togo), Ostasien/China (Tsingtau-Kiautschou) bis Ozeanien (Neuguinea, Samoa) geopolitisch ein globales Projekt war und, trotz kurzer Prägungsdauer von nur ca. 30 Jahren (1884-1914), eine enorme Architekturproduktion freisetzte, deren bauliche Hinterlassenschaften noch sichtbar sind.
DFG-Heisenberg Fellow Michael Falser konfiguriert in Modul 1 seines Forschungsprojekts die deutsch-koloniale Architektur aus historischer Sicht erstmals in ihrer strukturellen Globalgesamtheit und untersucht dabei die koloniale Produktion und lokale Adaption von Bauwissen und die involvierten Medien; die verschiedenen Maßstäbe, Techniken und Typologien des kolonialen Bauens; und die konkreten Baupraxen und in Handlungsdirektiven verwobenen Begriffe und Taxonomien bzw. Vorstellungen von Stil und Repräsentation.
Die Modulphase 2 widmet sich den baulichen Hinterlassenschaften der deutsch-kolonialen Architektur mit Blick auf ihre 100 Jahre andauernden Transformationsprozesse (1920-2020) über drei Kontinente hinweg und in Rückbindung an Deutschland als transkulturelles Erbe im nach-kolonialen und globalen Raum.
Michael Falser studierte Architektur und Kunstgeschichte in Wien und Paris und promovierte 2006 an der TU Berlin im Graduiertenkolleg Bauforschung – Kunstwissenschaft – Dekmalpflege mit einer Dissertationen „Zur politischen Geschichte der Denkmalpflege in Deutschland“ (erschienen 2008 bei Thelem, Dresden). Nach Berufspraxis als Denkmalpflege-Architekt in San Francisco, wissenschaftlichen Assistenzen an der ETH Zürich und der LMU München war er zwischen 2009-13 ("Heritage as a Transcultural Concept") und 2014-17 ("Picturesque Modernities") Projektleiter für Cultural Heritage Studies und Globale Architekturgeschichte im Exzellenzcluster „Asia and Europe in a Global Context – The Dynamics of Transculturality“ an der Universität Heidelberg, wo er 2014 mit der Arbeit Angkor Wat – A transcultural History of Heritage(erschienen 2020 bei DeGryuter, Boston-Berlin) habilitierte.
Gast- und Vertretungsprofessuren führten ihn zwischen 2015 und 2019 an die Universitäten Wien, Kyoto, Bordeaux-Montaigne, Paris-Sorbonne und Heidelberg. Neben einer aktuellen Privatdozentur an der Universität Heidelberg ist er UNESCO-Welterbe-Gutachter bei ICOMOS International. Falsers Publikationen beschäftigen sich mit Globaler Architekturgeschichte (18.-21. Jahrhundert), Kulturerbe und Denkmalpflege (Cultural Heritage Studies), Global Art History, Kolonialarchitektur und Kolonialarchäologie in Asien und Afrika und mit dem Forschungsansatz der Transkulturalität.
Kontakt:
PD Dr.-Ing. Mag. Michael Falser
michael.falser@tum.de