Mit den 1880er Jahren stieg das Deutsche Reich zur viertgrößten Kolonialmacht auf, mit Kolonien bzw. Schutzgebieten in Afrika (Deutsch Ost- bzw. Südwestafrika, Kamerun, Togo), Ostasien/China (Tsingtau-Kiautschou) bis Ozeanien (von Neuguinea bis Samoa). Trotz kurzer Dauer von nur ca. 30 Jahren (1884-1914) setzte die deutsche Kolonialzeit enorme Prozesse der Durchdringung des globalen Raumes mit sich. Hier muss in erster Linie die umfangreiche, deutsch-koloniale Architekturproduktion angesprochen werden, die mit ihren materiellen Hinterlassenschaften von Einzelbauten bis zu ganzen Städten und Kulturlandschaften weltweit bis heute sichtbar geblieben ist.
Dazu hat PD Dr.-Ing. Mag. Michael Falser als DFG-Heisenberg-Fellow am TUM Lehrstuhl für Theorie und Geschichte von Architektur, Kunst und Design seit März 2020 sein Forschungsprojekt „Globale Architekturgeschichte und transkulturellen Erbe-Konfiguration des Deutschen Kolonialismus“ installiert (siehe Kurzbericht im TUM Review #3/2020, S. 48-51).
Als Guest Editor für das neue Themenheft der Kunstchronik (hg. vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München) hat er jetzt einen deutlich inklusiveren Zugriff gewählt: zum Thema Globale Räume des deutschen Kolonialismus. Begriffe und Methoden – Case-Studies – disziplinäre Querverbindungen hat Michael Falser hier insgesamt sieben Spezialist*Innen eingeladen das spannungsgeladene Untersuchungsfeld von ihren Fachbereichen aus für das Thema Architektur anschlussfähig zu machen. Das Spektrum der Disziplinen ist dabei bewusst breit gewählt: Es reicht von Ethnografie und kuratorischer Praxis, Koloniallinguistik und Sprachpolitik, Religions- und Missionsgeschichte, Infrastrukturgeschichte, Globalgeschichte bzw. New Imperial History, Globaler Architekturgeschichte und den Cultural Heritage Studies bis zur Museumskunde und Provenienzforschung.
Das gedruckte Heft der Kunstchronik erschien am 15. Juli 2021.