200 Jahre lang war der sogenannte Prälatenstock des Zisterzienserklosters in privatem Besitz. Als die Stadt Burghausen 2003 das Gebäude ersteigerte, zeigte sich, dass kaum ein anderes spätbarockes Gebäude in Bayern so weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhalten ist, von Böden und Fenstern über Wand- und Deckenmalereien bis hin zur Dachdeckung. Einzigartige Räume wie der imposante Festsaal mit einem Deckenfresko von Johann Martin Heigl und das prunkvolle „Papstzimmer“ waren nun wieder zugänglich.
Allerdings waren viele Bauteile stark angegriffen. Nun galt es, diese kulturhistorisch bedeutsame Substanz instand zu setzen und für eine würdige Nutzung zu ertüchtigen – ohne historisierende Nachbildungen und ohne Dominanz der modernen Technik. Auf Initiative von TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann wurde das Gebäude von Architekten, Bauingenieure und Denkmalforscher von fünf TUM-Lehrstühlen untersucht:
Beteiligt waren der Lehrstuhl für Integriertes Bauen von Prof. Dietrich Fink (heute Lehrstuhl für Städtische Architektur), der Lehrstuhl für Tragwerksplanung von Prof. Rainer Barthel, der Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft von Prof. Erwin Emmerling, der Lehrstuhl für Baugeschichte, Historische Bauforschung und Denkmalpflege von Prof. Manfred Schuller, sowie der ehem. Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik von Prof. Gerhard Hausladen.
Zahlreiche Mitarbeiter der Lehrstühle erforschten mehrere Jahre lang jedes einzelne Bauteil des Gebäudes und erarbeiteten ein Nutzungskonzept für ein internationales Akademiezentrum, das nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten am 4. Juni 2016 eröffnet wurde. Hier treffen sich Wissenschaftler und Studierende aus aller Welt zu Tagungen, Workshops und Klausuren.
Das Investitionsvolumen für den Erhalt des Klosters von rund 20 Millionen Euro teilten sich im Wesentlichen der Freistaat Bayern und die Stadt Burghausen. Die Messerschmitt-Stiftung finanzierte die Restaurierung des Deckenfreskos in der Aula Maior.
Die Bayerische Denkmalschutzmedaille wurde in diesem Jahr an 31 Persönlichkeiten und Institutionen verliehen. Das Projekt in Raitenhaslach war bereits im Vorjahr mit dem Bayerischen Denkmalschutzpreis gewürdigt worden.
(Die Meldung entstammt in Teilen dem offiziellen Pressetext der TU München.)