Die zeitgenössische Architektur in Afrika zeigt im Bereich des sozial engagierten Bauens derzeit viele innovative Ansätze: Ob Schulen, Kindergärten, Marktanlagen, Kliniken, Kulturzentren, Sportanlagen oder Versammlungsräume - es sind gerade öffentliche Bauten und gemeinschaftliche Einrichtungen, an denen sich neue Nutzungs- und Baukonzepte abzeichnen. Vielfach sind die späteren Nutzer unmittelbar am Entwurfs- und Bauprozess beteiligt. Neben dem Einsatz aktueller Technologien sind viele der Bauprojekte aus lokalen Materialien entwickelt und greifen vergessene Bautraditionen wieder auf.
Das Architekturmuseum der TU München legt in der Ausstellung »AFRITECTURE - Bauen mit der Gemeinschaft« den Fokus auf genau jene Projekte, die oftmals von Architektinnen und Architekten initiiert wurden und deren Konzeption globale Zusammenhänge genauso mit einbezieht wie die lokale Kultur und die Bedürfnisse einzelner Gesellschaftsgruppen. Durch die Beachtung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte entwickelten sie nachhaltige Lösungsansätze, die in der Ausstellung anhand von 28 Projekten aus zehn Ländern Subsahara Afrikas wie Kenia, Nigeria, Burkina Faso oder Südafrika gezeigt werden. Sie sind seit der Jahrtausendwende entstanden und wurden von afrikanischen, aber auch von europäischen und US-amerikanischen Architekten geplant.
Das Projekt wird begleitet von einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Vorträgen und einem ganztägigen Symposium, das zentrale Aspekte der Ausstellung wie die Urbanisierung Afrikas, Partizipation und die Frage nach der architektonischen Identität aufgreift. Ein Katalog erscheint in einer deutschen und einer englischen Ausgabe im Hatje Cantz Verlag.
David Adjaye wurde in Tansania geboren und wuchs in Ägpyten und Saudi Arabien auf. Heute lebt und arbeitet er als Architekt in London. Das wohl bedeutendste seiner Projekte ist das National Museum of African American History and Culture, für das er 2007 den Wettbewerb gewann. Es ist der wahrscheinlich letzte Museumsbau auf der berühmten „Mall“ in Washington, DC. Seit rund 11 Jahren bereist Adjaye Afrika, wo er seine wahren Wurzeln sieht. In diesem Zeitraum hat er die 54 Hauptstädte des Kontinents besucht und dabei die gebaute Umgebung fotografiert. Aus den zahlreichen Abbildungen ist das Buch Adjaye Africa Architecture entstanden, das 2011 veröffentlicht wurde. Bei seinem Fotoprojekt ging es ihm hauptsächlich darum, die Architektur der verschiedenen afrikanischen Länder – einer Bestandsaufnahme gleich – einzufangen und sie der Öffentlichkeit in Amerika und Europa vorzustellen. In seinem Vortrag wird er über seine Erfahrungen berichten und näher erläutern, was zeitgenössische Architektur in Afrika bedeutet.
Okwui Enwezor, Direktor des Hauses der Kunst in München, wird zusammen mit David Adjaye über dessen Arbeit sprechen. Schon 2001 hat er für die Villa Stuck in München die Ausstellung The Short Century. Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegung in Afrika 1945–1994 kuratiert. Auch auf der documenta 11 in Kassel (2002) fokussierte er als künstlerischer Leiter bereits vier afrikanische Metropolen: Freetown in Sierra Leone, Johannesburg in Südafrika, Kinshasa im Kongo und Lagos in Nigeria. Diese vier Stadttypen untersuchte er danach, wie die Zukunft der afrikanischen Metropole aussieht und in welchen Transformationsprozessen sie sich bereits befinden. Enwezor ist selbst in Nigeria aufgewachsen, hat viele Jahre in den USA studiert und gearbeitet, bevor er 2011 nach München kam. Wir freuen uns schon jetzt auf ein spannendes Gespräch zwischen ihm und David Adjaye über Probleme und Vorurteile, aber auch Perspektiven und Möglichkeiten in der heutigen Architektur Afrikas.
Wann
Do, 05.12.2013, 18h
Wo
Ernst von Siemens Auditorium
Pinakothek der Moderne
Barer Straße 40
80333 München / Munich