circularWOOD — Paradigmenwechsel für eine Kreislaufwirtschaft im Holzbau

Auch wenn in der Forst- und Holzwirtschaft das Thema Kreislaufwirtschaft bereits in der Diskussion etabliert ist und das Material Holz im Vergleich zu mineralischen Baustoffen länger im Stoffkreislauf bleibt, ist das Potential der stofflichen Nutzung von Holz nicht ansatzweise ausgeschöpft. Holzbauprojekte, die den Prinzipien einer zirkulären Bauwirtschaft folgen, kommen nicht über den Status von Pilotprojekten hinaus. Das neue kooperative Forschungsprojekt "circularWOOD" erarbeitet daher Grundlagen zu einem Paradigmenwechsel für eine Kreislaufwirtschaft im Holzbau.


Der Bausektor produziert die grösste Abfallmenge in Deutschland. Im Jahr 2018 hat die deutsche Bauwirtschaft 228,1 Mio. Tonnen Bau- u. Abbruchabfälle verursacht und mach damit den Großteil (54,7 %) des Brutto-Abfallaufkommens aus (Umwelt Bundesamt). Viele in diesen Bauabfällen gebundene Rohstoffe gelangen nicht über den Lebenszyklus eines Produkts hinaus und landen auf der Deponie. Würden diese Ressourcen nicht als Abfall betrachtet, könnte die Bauwirtschaft nachhaltiger agieren, Abfälle vermeiden und Rohstoffe zurück in die Kreislaufwirtschaft führen.
Aktuell ist der Holzbau die klimafreundlichste Bauweise (Hafner und Rüter, 2018) und der Anteil an Holbauten steigt (BDZ, 2020). Auch wenn die Verwendung des Rohstoffs Holz großes Potenzial für die Kreislaufwirtschaft beinhaltet, bleibt er heute nicht lange genug Teil des Stoffkreislaufs. Oft liegt der Schwerpunkt in der Nutzung von Holz auch in der Energiegewinnung und nicht in seiner stofflichen Weiternutzung. Etwa 30% des Altholzes in Deutschland werden als Spanplatte verarbeitet, der Rest wird trotz der hohen Qualität thermisch verwertet und dem stofflichen Kreislauf entzogen.

Der Holzbau bietet hier durch seinen hohen Vorfertigungsgrad und den hohen Elementierungsgrad gute Voraussetzungen, um die Einzelkomponenten jenseits thermischer Verwertung oder Kaskadennutzung einer tatsächlichen Wiederverwendung zuzuführen. Um eine zirkuläre Bauwirtschaft im Holzbau zu realisieren und die Skalierung innerhalb der Bauwirtschaft zu ermöglichen, fehlt es an notwendigen Regularien, Logistikprozessen, Verfahrenstechniken sowie erprobten Bauteilen.

Das Projekt circularWOOD betrachtet die gesamte Wertschöpfungskette und greift die relevanten Fragen der Kreislaufwirtschaft mit Fokus auf den modernen Holzbau auf: circularWOOD identifiziert Barrieren und Hindernisse entlang der Prozesskette von Planen, Bauen und Nutzen und entwickelt Lösungsstrategien für eine zirkuläre Bauwirtschaft. Die übergeordnete Betrachtungsweise schafft die Grundlage für zukünftige Projekte: in bestehende Prozesse können neue Entwicklungen systemimmanent integriert werden. 

Das Forschungsvorhaben circularWOOD (Laufzeit März 2021 bis Februar 2023) findet im Rahmen einer Kooperation des Lehrstuhls für Architecture and Timber Construction der Technische Universität München (TUM) und dem Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP) an der Hochschule Luzern (HSLU) statt. 
circularWOOD wird mit Mitteln der Zukunft Bau Forschungsförderung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung gefördert.