Die Getty Stiftung in Los Angeles hat im Rahmen ihrer Baudenkmal-Initiative "Keeping It Modern (KIM)" 13 Zuschussanträge in Höhe von insgesamt 2,2 Millionen US-Dollar zur Unterstützung bedeutender Bauwerke der Moderne bewilligt. Um die Mittel des Förderprogramms hatten sich 90 Projektanträge weltweit beworben.
Mit der Denkmalikone der sozialistischen Nachkriegsmoderne in Bulgarien schaffte es die Buzludzha Project Foundation unter der Federführung von ICOMOS Deutschland und der fachlichen Leitung von Prof. Dr. phil. dott. Thomas Danzl der Technischen Universität München (TUM), Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft zum zweiten Mal in Folge in die Endrunde der bewilligten Förderprojekte.
Bereits im Jahr 2019 erhielt ICOMOS Deutschland 185.000 US-Dollar aus dem Getty-Förderprogramm „Keeping It Modern“ für die Erstellung eines Denkmalpflegeplans zur Erhaltung des Buzludzha-Denkmals, der bis Jahresende 2020 vorliegen soll. Bislang wurden vertiefte Tragwerksuntersuchungen und bautechnische Analysen durchgeführt. Demnach ist eine Erhaltung des seit Jahrzehnten von Leerstand und Vandalismus gezeichneten Bauwerks möglich. Als erste Sicherungsmaßnahme gegen drohende weitere Verluste der künstlerisch wertvollen Ausstattung haben die Gutachter Sofortmaßnahmen zur Festigung der großflächigen Wandmosaiken im Innern des Bauwerks empfohlen. Sie sind nach den jüngsten Erkenntnissen der laufenden Untersuchungen und der im letzten Winter ergänzten Schadenskartierungen akut gefährdet und bedürfen dringend einer präventiven Sicherung.
Auf Antrag von ICOMOS Deutschland erhält Buzludzha für 2020/21 weitere 60.000 US-Dollar von der Getty-Stiftung zur Sicherung der Mosaiken und zur Installation von Witterungsschutzmaßnahmen. Die restauratorischen Arbeiten werden im August 2020 beginnen und sollen bis Spätherbst abgeschlossen sein. Im kommenden Winter kann die Schutzwirkung der ergriffenen Maßnahmen in einem Monitoring ausgewertet werden.
Die von der Buzludzha Project Foundation im Auftrag von ICOMOS Deutschland und unter fachlicher Leitung der TUM vor Ort koordinierten Maßnahmen werden von einem bulgarisch-deutschen ICOMOS-Team durchgeführt, unterstützt von Mosaik- und Konservierungsexperten aus europäischen Nachbarländern. Den Kern der von der Buzludzha Project Foundation zusammengestellten Arbeitsgemeinschaft bilden Restaurierungslehrstühle aus fünf europäischen Universitäten: die Nationale Kunstakademie in Sofia und Kunstakademie in Plovdiv (Bulgarien), die Universität der Künste Bern (Schweiz) und aus Deutschland die Technische Universität München sowie die Universität der Bildenden Künste in Dresden. Als Nichtregierungsorganisation haben die Expert*innen der 2009 gegründeten Fachgemeinschaft „Diadrasis (Interaktion)“ aus Athen (Griechenland) ihre Unterstützung zugesagt.
Das 1981 zum 1300-jährigen Jubiläum von Bulgarien und zur 90-Jahrfeier der Kommunistischen Partei Bulgariens eingeweihte Buzludzha-Denkmal ist seit dem politischen Umbruch 1989/90 ohne Funktion und in Staatseigentum; verwaltet wird es von der Regionalregierung in Stara Zagora. Es erregte in den letzten Jahren zunehmend internationale Aufmerksamkeit als eine Ikone der sozialistischen Moderne und eines der bedeutendsten Denkmale der Nachkriegsmoderne in Europa. Seine monumentalen, über 900 Quadratmeter großen Mosaikflächen zählen zu den größten modernen Wandbildern in Europa.
Der Entwerfer des Bau- und Kunstdenkmals, der Architekt Georgi Stoilov (*1929), charakterisiert die Ausnahmestellung der Wandmosaike für das Buzludzha-Denkmal: „Die besten Künstler Bulgariens haben jahrelang zusammengearbeitet, und wir haben eine vollkommene Synthese zwischen Architektur und bildender Kunst erreicht.“ Fünfzehn anerkannte große Meister der bulgarischen Kunst, haben mehr als zwei Millionen Mosaiksteine verarbeitet. Einige Partien des Mosaiks haben die vergangenen 30 Jahre nicht überdauert, der vorbeugende Schutz der größtenteils erhaltenen Flächen ist das vordringliche Ziel des aktuellen Förderprojekts.
In Rahmen der laufenden Erstellung eines Denkmalpflegeplans startet die Buzludzha Project Foundation in diesem Sommer die Kampagne „Buzludzha's Unwritten Stories“, die bis Ende August Zeitzeugenberichte über den Bau und die Geschichte des Monuments sammelt. Ziel ist es, das Wissen über das Denkmal in Erzählungen und Erinnerungen zu dokumentieren und die erlebte Bedeutung des Bauwerks für die Zeitgenossen festzuhalten, aber auch den Dialog zwischen den Generationen zu fördern. „Denn“, so die Initiatoren vor Ort, „jedes Gespräch über die Zukunft des Baudenkmals beginnt mit einem Gespräch über seine Vergangenheit. Alle sind eingeladen, sich an dem Projekt zu beteiligen und persönliche Erinnerungen und Erlebnisse der Buzludzha-Geschichte beizusteuern“.
Weitere Informationen, Bilder und Videos auf der Buzludzha Projekt Website