Die Bayerische Ingenieurkammer-Bau und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege vergaben die Goldmedaille an das Kloster Raitenhaslach in der Kategorie „Öffentliche Bauwerke“. „Neben den restauratorischen Maßnahmen waren zum Erhalt des Denkmals nicht alltägliche Ingenieurleistungen am Tragwerk erforderlich“, begründete die Jury ihre Wahl. „Die auf der Grundlage eines Vorprojekts der TU München gewählten Ergänzungskonstruktionen wurden hervorragend in den Bestand eingepasst.“
Besonders hervorzuheben seien „der mit seinen schlichten Formen gestalterisch gelungene Anbau des Erschließungstrakts, die Verstärkung der Deckenkonstruktionen mit Trägern zwischen der Unterdecke und der eigentlichen Stockwerksdecke und als ,Highlight’ die nahezu unsichtbare Verstärkung der Hängekonstruktion für die reich bemalte Wand im ,Papstzimmer’.“
SPÄTBAROCKE FENSTER, MALEREIEN UND DACHZIEGEL ERHALTEN
200 Jahre lang war der sogenannte Prälatenstock des Zisterzienserklosters in privatem Besitz. Als die Stadt Burghausen 2003 das Gebäude ersteigerte, zeigte sich, dass kaum ein anderes spätbarockes Gebäude in Bayern so weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhalten ist, von Böden und Fenstern über Wand- und Deckenmalereien bis hin zur Dachdeckung. Allerdings stellte sich heraus, dass die tragenden Bauteile stark angegriffen waren. Beispielsweise waren die größtenteils hölzernen Zuganker verrottet, die in der Decke zwischen dem Erdgeschoss und dem großen Festsaal die Außenwände zusammenhielten, sodass die Wände nach außen zu kippen drohten.
Nun galt es, diese kulturhistorisch bedeutsame Substanz ohne historisierende Nachbildungen instand zu setzen und für eine würdige Nutzung zu ertüchtigen, ohne dass moderne Einrichtungen in den Vordergrund treten. Auf Vorschlag von TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann untersuchten Architekten, Bauingenieure und Denkmalforscher von fünf TUM-Lehrstühlen mehrere Jahre lang jedes einzelne Bauteil des 1764 fertiggestellten Prälatenstocks und erarbeiteten ein Nutzungskonzept für ein Akademiezentrum, das im Juni dieses Jahres eröffnet wurde. Die Gesamtsanierung kostete rund 20 Millionen Euro, davon trug der Freistaat Bayern die Hälfte.
TAGUNGEN IM PRACHTVOLLEN FESTSAAL
Entkoppelt von der Alltagshektik ist das Zentrum ein Ort des kreativen Wissensaustauschs und der internationalen Begegnung. Wissenschaftler und Studierende der verschiedenen Fachrichtungen kommen hier bei internationalen Konferenzen, Workshops und Ferienakademien zusammen, um Forschungsfragen aus einem neuen Blickwinkel zu diskutieren. Neben 11 Seminarräumen steht ihnen der Festsaal mit einem prachtvollen Deckenfresko von Johann Martin Heigl offen.