Eröffnung der Ausstellung "Die Architekturmaschine"

Nächste Woche eröffnet die neue Ausstellung des Architekturmuseums der TU München. "Die Architekturmaschine" wird voraussichtlich bis Januar für die Öffentlichkeit geöffnet sein.

© Architekturmuseum der TU München

Zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum präsentiert das Architekturmuseum der TUM eine groß angelegte Ausstellung über den Einfluss des Computers auf die Architektur. Von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart erzählt die Schau diese faszinierende Geschichte in vier Kapiteln, die die wichtigsten Entwicklungen der sogenannten digitalen Revolution zusammenfassen: Der Computer als Zeichenmaschine, der Computer als Designwerkzeug, der Computer als Medium des Geschichtenerzählens und der Computer als interaktive Plattform. Die grundlegende Frage des zweijährigen Forschungsprojekts, auf dem diese Ausstellung basiert, ist einfach: Hat der Computer die Architektur verändert, und wenn ja, wie?

Die Ausstellung wurde von Teresa Fankhänel kuratiert und enthält mehr als vierzig internationale Fallstudien und Projekte von Architekt*innen, Künstler*innen, Ingenieur*innen und Forscher*innen, von denen viele zum ersten Mal in einer solchen Übersicht gezeigt werden. Neben bekannten Pionier*innen wie Greg Lynn FORM (USA), John und Julia Frazer (UK), Reiser + Umemoto (USA), Itsuko Hasegawa (JPN) oder Asymptote Architecture (USA) umfasst die Schau mehrere neue Archivfunde, darunter das erste mit Hilfe eines Computers entworfene Gebäude in Deutschland, den Siemens-Pavillon in Hannover von Ludwig Rase und Georg Nees (DE, 1970) und den Beitrag zum Wettbewerb Bauten des Bundes in Bonn von Oswald Mathias Ungers und Werner Goehner (DE/USA, 1971-1972). Ein weiteres neu entdecktes Exponat ist der erste großformatige gerenderte Durchflug eines städtischen Raumes, Donald Greenbergs Animation Cornell in Perspective (USA, 1969-1972), die eigens für die Ausstellung aus dem originalen 16-mm-Film digitalisiert wurde. Die Ausstellung zeigt auch mehrere Beiträge zu dem ersten Architekturwettbewerb, für den eine Animation als Teil des Entwurfsauftrags gefordert wurde: das ungebaute Eyebeam Center (2001).

Neben historischem Material werden auch aktuelle Projekte von Büros wie SHoP Architects (USA) und Atelier Oslo (NOR) sowie Renderings von jungen Architekt*innen wie Jana Čulek (NLD) und Lucia Frascerra (UK), Dyvik Kahlen (UK), Brick Visual (HUN), Mir (NOR) und Dennis Allain (USA) gezeigt. Als Teil des Kapitels über Interaktion präsentiert die Ausstellung eine überarbeitete Version von You+Peas Computerspiel London Developers Toolkit (UK, 2020), mit den Benutzer*innen ihre eigenen satirischen Wolkenkratzer erstellen können, und zeigt Keiichi Matsudas aufsehenerregende Videoarbeit Hyper-Reality (UK, 2016).

Neben einzelnen Projekten präsentiert die Schau eine neu recherchierte Software-Timeline, die die Entwicklung aller wichtigen Architekturprogramme, die Architekt*innen heute verwenden, im Detail darstellt, sowie einen Überblick über historische Eingabegeräte zum Zeichnen am Computer. Schließlich zeigt sie eine Rekonstruktion der ersten Zeichensoftware Sketchpad von Ivan Sutherland (USA, 1963), die von Daniel Cardoso Llach (USA, 2017) rekonstruiert wurde.

Die Ausstellung basiert auf einem zweijährigen Forschungsprojekt, das von der Gerda Henkel Stiftung gefördert wurde. Zur Vorbereitung des Buchs und der Ausstellung fand am 11. Oktober 2019 an der Technischen Universität München eine internationale Konferenz mit Beiträgen von Wissenschaftler*innen und Architekt*innen aus den USA, Kanada, China, Großbritannien und Deutschland statt.

Die Ausstellung wird von Florian Bengert / BNGRT, München, gestaltet. Die grafische Gestaltung stammt von Parat.cc, München.

Ein begleitender Katalog ist bereits im Buchhandel erhältlich (248 Seiten, 227 Abbildungen, 39,95 Euro, separate deutsche und englische Ausgabe, Birkhäuser Verlag). Das Buch enthält acht Aufsätze von internationalen Wissenschaftler*innen: Anna-Maria Meister, Georg Vrachliotis, Molly Wright Steenson, Mollie Claypool, Roberto Bottazzi, Teresa Fankhänel, Felix Torkar und Theodora Vardouli. Es umfasst neue Forschungsarbeiten von weiteren vierundzwanzig Forscher*innen, Architekt*innen und Kurator*innen, die die in der Ausstellung gezeigten Fallstudien detailliert beschreiben. Das Buch bietet auch einen Überblick über die Geschichte der Architektursoftware.

Die Ausstellung und das Buch werden von den folgenden Sponsoren unterstützt: PIN Freunde der Pinakothek, Wüstenrot Stiftung, Gerda Henkel Stiftung, Förderverein Architekturmuseum der TUM, Nemetschek Group, Baywobau, Wilkes Bavaria, Protektor, TUM, und BMW.

Das Leibniz-Rechenzentrum unterstützt eine neue VR-Installation von Atelier Oslo.

Informationen zu im Rahmen der Ausstellung stattfindenden Veranstaltungen finden Sie unter Termine oder auf der Webseite des Architekturmuseums.