Ausstellung: Mapping Munich

Im Wintersemester 2013/14 erhielten Andy Westner und Christian Zöhrer den Lehrauftrag zu Fragestellungen aus Wissenschaft und Gesellschaft in Architektur und Städtebau. Die Ergebnisse der Arbeiten zu "Mapping Munich" wurden jetzt im Rahmen einer Ausstellung an der TU München präsentiert.

MAPPING MUNICH
Die Karte, ein empirisches Werkzeug

Die Karte als Werkzeug wissenschaftlicher Erkenntnis dient als Hilfsinstrument zur Orientierung im Raum und im Denken. Als Darstellung von geographisch-urbanem Raum sowie als „Verräumlichung“ von Daten, Informationen und Sinneseindrücken auf einem Medium ist sie weit mehr als ein rein funktionaler Informationsträger. Durch die Auswahl des Gegenstands, der Methodik und der Art der Darstellung erzeugt die Karte ein Konzept, ein Modell einer äußeren und inneren Wirklichkeit. Von Mercators Europakarte bis zu den psychogeographischen Karten der Situationisten, bedeutet die Karte immer einen in sich geschlossenen Kosmos. 

Die Karten sind im Rahmen der Lehrveranstaltung „Mapping Munich“ an der TU München entstanden. Ziel der Veranstaltung war es die methodischen Möglichkeiten der Karte als wichtiges Werkzeug im Entwurfs- und Planungsprozess auszuloten. Die Metropolregion München bildet dabei geographisch, inhaltlich und räumlich die Grundlage der Untersuchungen. Themen wie z.B. Veränderung des Stadtkörpers, kulturelle Differenzen oder die Vision eines polyzentrischen München waren die Ausgangspunkte zur Erstellung neuen Kartenmaterials.

Die Arbeiten wurden mit drei unterschiedlichen Herangehensweisen erstellt, die kurz mit den Begriffen Spielen - Driften - Überlagern überschrieben sind. „Spielen“ bezeichnet die Methodik zur Erstellung einer Karte in der die Akteure bzw. deren Handlungen im Vordergrund stehen, wie z.B. in der Karte „Choreography of Marienplatz“ oder „München, Weltstadt mit Grant“. An das Dérive der Situationisten angelehnt, bildet das „Driften“ eine phänomenologische Methode, in der unmittelbar festgehaltene Sinneseindrücke und Wahrnehmungen in einer Karte aufgezeichnet werden. Die Erfahrung der Umwelt und deren Vermittlung durch den Kartographen ist dabei von zentraler Bedeutung. Wie im Beitrag „Lostpaper* City Guide“ oder „Lissen Cärfullie“ wird eine heuristische Methode angewendet um Atmosphären, Stimmungen und Zusammenhänge in einer Karte zusammenzufassen und zu vermitteln. Ziel des Driftens ist die Aneignung des Raumes durch Wahrnehmung. In der dritten Methode dem „Überlagern“ trifft Information auf Raum im geographisch-urbanen Sinn. Die Methode arbeitet mit dem Prinzip der Schichtung im Sinne von Deleuze und Guattaris Rhizom. Die Beiträge „6046 Minuten München“, „Marienplatz, eine Choreographie“ zeigen dieses Prinzip durch Überlagerung des Stadtgrundrisses mit Film-Stills und Bewegungsflüssen von Passanten. 

Die Ergebnisse der Arbeiten wurden im Rahmen einer Ausstellung an der TU München präsentiert. Jede Entwurfsgruppe präsentierte dabei eine gedruckte Karte mit Größe von 2x2m sowie einen kurzen Erläuterungstext, der den Inhalt und die Methodik der einzelnen Arbeit erklärt. 

Andy Westner & Christian Zöhrer
Lehrauftrag Ergänzungsfach: Fragestellungen aus Wissenschaft und Gesellschaft in Architektur und Städtebau